Mit einer Zinserhöhung von 0,5 Prozentpunkten will die USA der Inflation entgegenwirken. Das hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) kürzlich in Washington beschlossen. Diese Zinserhöhung ist die stärkste seit 22 Jahren, nach Angaben der online-Ausgabe der »Zeit« präferiert die Fed eine Anhebung von höchstens 0,25 Prozentpunkten. Anlass für den drastischen Schritt ist die Inflation, die derzeit bei etwa 8,5 Prozent liegt und damit so hoch ist, wie seit 40 Jahren nicht mehr.
Dass der drastische Zinsschritt bald Wirkung zeigt, hoffen in den USA sowohl die Verbraucher als auch insbesondere die Anhänger des US-Präsidenten Joe Biden, denn dessen Wiederwahl könnte maßgeblich vom Erfolg der Inflationsbekämpfung abhängig sein. So schätzt es jedenfalls der Ökonom Jacob Kirkegaard vom Peterson Institute in Washington ein. In der »Tagesschau« wird dieser wie folgt zitiert: »Die Tatsache, dass Amerika nicht mehr glaubt, dass Joe Biden die Wirtschaft im Griff hat, ist sein größtes Problem. Das heißt, wenn Wirtschaftsfragen bei den ›Midterms‹ für die Leute das Entscheidende ist, dann werden Joe Biden und die Demokraten verlieren – und zwar deutlich.«
Welche Auswirkungen die Anhebung politisch und wirtschaftlich gesehen tatsächlich haben wird, zeichnet sich bisher noch nicht klar ab. Zwar wurde die Entscheidung an der Wall Street zunächst überwiegend positiv aufgenommen, Gegner der Leitzinserhöhung argumentieren allerdings, dass die Erhöhung der Konjunktur schaden könne. Insbesondere eine problematische Lohn-Preisspirale könne in Gang gesetzt werden. Auch die Finanzministerin der USA, Janet Yellen, sagte nach Angaben der »Wirtschaftswoche«, die Fed brauche neben Geschick auch Glück.
Nach den aktuellen Entwicklungen in den USA ist auch in Europa eine Debatte um die hiesige Zinspolitik wieder aufgeflammt. Während die Europäische Zentralbank (EZB) eine Anhebung des Leitzinses bisher abgelehnt hatte, wird der Druck nun erneut erhöht. Mittlerweile scheint eine Zinserhöhung im Sommer, nach Angaben der EZB-Direktorin Isabel Schnabel, nicht mehr völlig ausgeschlossen.