„Schiere Panik!“ So beschreiben Passagiere von Southwest Flug 1380 die Minuten, nachdem im Reiseflug von La Guardia nach Dallas plötzlich das linke Triebwerk buchstäblich explodiert. Teile des Triebwerks reißen ein Loch in den Rumpf der Boeing 737-700, der Unterdruck saugt eine am Fenster sitzende Frau fast vollständig nach draußen. Sauerstoffmasken fallen aus der Decke, es herrscht Chaos und Angst in der Kabine. Die Frau stirbt, sieben weitere Passagiere erleiden Verletzungen. Dass diese unglaubliche Geschichte nicht in einer Katastrophe endete, ist den beiden Piloten zu verdanken, die die schwerbeschädigte Maschine gemeinsam in Pennsylvania notlanden können.
Ein Triebwerksausfall gehört zu den schwierigsten Manövern für uns Piloten. Alle sechs Monate müssen wir dieses Szenario im Flugsimulator trainieren, ein Berufsleben lang. Der plötzliche einseitige Schubverlust bringt das Flugzeug binnen Sekunden in eine Rollbewegung, die zum Absturz führt – wenn da vorne drin nicht ein Team sitzt, das perfekt eingespielt ist und sofort reagiert.
Was wir im Flugsimulator tun, ist deshalb kein Auswendiglernen der Handlungen, sondern ein bewusstes Heraustreten aus der eigenen Komfortzone. Auch für das Unbekannte kann ich mich wappnen. Je öfter ich solche Situationen ohne vorgefertigten Plan B meistere, desto stärker bin ich. Persönliches Wachstum findet immer außerhalb der Komfortzone statt.
Und noch etwas habe ich in den über 8.000 Stunden meines Lebens, die ich in der Luft verbracht habe, gelernt: Scheitern passiert meist als Einzelkämpfer, weil das Teamwork im Cockpit nicht funktioniert hat. Eine sichere Landung unter Extrembedingungen, wie gestern in Pennsylvania, klappt nur gemeinsam.
Phillip Keil ist Pilot, Buchautor und Speaker.
Bild: Depositphotos/adameq, privat.