Taiwans neuer Ministerpräsident Chen Chien-jen hat unmissverständlich klargestellt, dass eine Wiedereingliederung in den chinesischen Staat für ihn ausgeschlossen ist. Für Peking ist das ein Affront, für den Westen dagegen ein strategisches Bekenntnis: Taiwan bleibt politisch eigenständig und verteidigt seinen demokratischen Kurs.
Doch die eigentliche Tragweite reicht weit über die Geopolitik hinaus. Taiwan ist das Herz der globalen Chipindustrie und damit ein stiller Faktor hinter nahezu allen Wertschöpfungsketten, die moderne Volkswirtschaften tragen. Rund 90 Prozent der weltweit fortschrittlichsten Halbleiter stammen aus Taiwan, produziert von TSMC – jenem Unternehmen, dessen Technologie unser gesamtes digitales Fundament ermöglicht: Smartphones, Autos, Robotik, Cloud-Rechenzentren, KI-Modelle, selbst die Waffensteuerung hochpräziser Systeme.
Ein politisch destabilisiertes Taiwan würde die Lieferketten der gesamten Welt erschüttern. Schon heute ist die Chipindustrie ein fragiles Ökosystem – hochkonzentriert, extrem abhängig von einzelnen Produzenten und kaum ersetzbar. Kein Land, keine Region, kein Konzern könnte einen Ausfall Taiwans kurzfristig kompensieren.
Während Peking weiter Druck ausübt und seine Ansprüche auf die Insel betont, setzt Taiwan nun ein Zeichen der Selbstbehauptung. Für Europa und die USA ist das ein geopolitischer Anker – zumindest theoretisch. Denn dass sich die chinesische Regierung von dem Statement beeindrucken lassen wird, ist nicht zu vermuten. Doch bleibt es ein Hinweis für Unternehmen darauf, dass Lieferketten-Sicherheit künftig nicht weniger politisch definiert wird.
SK