Das Leben in Deutschland hat sich im zweiten Jahr in Folge deutlich verteuert. Mit 5,9 Prozent lag die Inflationsrate im Jahresschnitt 2023 zwar einen Prozentpunkt niedriger als ein Jahr zuvor. Dennoch war dies der zweithöchste Wert seit der Wiedervereinigung. Die Teuerung liege „weiterhin auf einem hohen Stand“, ordnete die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, die von ihrer Behörde bestätigten Zahlen laut der Deutschen Presse-Agentur ein. Im Dezember zog die Teuerungsrate nach fünf Monaten mit rückläufigen Werten wieder an. Volkswirte rechnen jedoch mit zunehmender Entspannung bei den Verbraucherpreisen im Laufe des Jahres 2024.
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 und den anschließenden Sanktionen der EU hatten sich vor allem Energie und Lebensmittel sprunghaft verteuert und die Inflation angeschoben. Dies setzte sich im vergangenen Jahr fort, wenn auch nicht mehr ganz so stark. Nahrungsmittel verteuerten sich laut Brand im Jahresdurchschnitt 2023 besonders stark. 12,4 Prozent mehr mussten Verbraucherinnen und Verbraucher für Nahrungsmittel zahlen. Die Preise für Energieprodukte zogen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent an.
Die Jahresteuerungsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln – die sogenannte Kerninflationsrate – lag 2023 bei 5,1 Prozent nach 3,8 Prozent im Jahr 2022. Der Anstieg verdeutliche, dass die Teuerung in anderen Güterbereichen im Jahresdurchschnitt 2023 ebenfalls hoch war, erläuterten die Statistiker.
Volkswirte rechnen damit, dass die Inflationsrate im laufenden Jahr weiter sinken wird. Wegen der Anhebung des CO₂-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO₂) auf 45 Euro und der Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent für Speisen in Restaurants dürfte der Preisdruck zu Jahresbeginn allerdings erhöht bleiben.