Die Coronamaßnahmen und die drohende Insolvenz des Immobilienriesen Evergrande ließen Chinas Wirtschaft zuletzt schwächeln. Bereits seit Monaten hatte sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verlangsamt; im zweiten Quartal hatte China nur noch ein Plus von 0,4 Prozent zu vermelden. Das berichtete die »Deutsche Welle« (DW) Mitte Juli mit Verweis auf Angaben des Pekinger Statistikbüros. Nun deutet sich eine Erholung an – jedenfalls, was den Export betrifft.
Zwar zeigen die Importe deutlich, dass die Wirtschaft des Landes sich derzeit in einer schwierigen Lage befindet, denn die Einfuhren wuchsen lediglich um 2,3 Prozent, während Prognosen zuvor von einem Wachstum von 3,7 Prozent ausgegangen waren. Und auch im Vormonat Juni erwirtschaftete das Land lediglich ein Import-Plus von einem Prozent, wie das Onlineportal der »Tagesschau« mitteilte.
Im Gegensatz dazu hat allerdings der Export die Erwartungen übertroffen: Im Juli stieg dieser um 18 Prozent an, wie Daten des chinesischen Zolls zeigen – Experten der Nachrichtenagentur »Reuters« waren zuvor davon ausgegangen, dass sich das Wachstum verlangsamen würde und hatten somit lediglich mit einem Plus von 15 Prozent gerechnet. Im Juni war der chinesische Export bereits um 17,9 Prozent angestiegen.
Profitiert hat China in den letzten Monaten vor allem von seinem Handelspartner Russland: Aus dem flächenmäßig größten Land importierte China 49,3 Prozent mehr Waren als im Vorjahresmonat, darunter fielen auch Energielieferungen. Die chinesischen Exporte nach Russland erhöhten sich insgesamt um 22,2 Prozent. Die Einfuhren aus Europa fielen allerdings und betrugen im Vergleich zum Vorjahr 7,4 Prozent weniger. Allein aus Deutschland wurden im Juli 6,4 Prozent weniger Waren importiert als im Vorjahreszeitraum. Aber auch in Europa zeigt sich das chinesische Export-Wachstum: Schließlich lieferte China im Juli 23,2 Prozent mehr in die EU als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Exporte nach Deutschland stiegen um 17,6 Prozent.
Ob Deutschland auch weiterhin so stark von den Ausfuhren aus der Volksrepublik profitieren kann, ist derzeit insbesondere vor dem Hintergrund des Taiwan-Konflikts fraglich: Verschärfe sich der Konflikt weiter, müsse mit Handelssanktionen gegen China gerechnet werden, sagte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, gegenüber dem »Handelsblatt«. China gilt als Deutschlands wichtigster Handelspartner. Auch die von dem Land beanspruchte Insel Taiwan hat, gerade im Hinblick auf die Halbleiter-Produktion, eine große Bedeutung für die deutsche Wirtschaft.
AS