Die »BILD«-Zeitung löste gerade Verunsicherung und teils Entsetzen aus mit einem Artikel über die Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel. In der Schlagzeile hieß es »Arroganz-Anfall! Top-Bankerin behauptet: Inflation ist noch zu niedrig«. Im zugehörigen Artikel wurde gewarnt »Vor dieser Frau müssen Sparer, Rentner und Beschäftigte zittern!« Auslöser war der Satz der EZB-Direktorin, den sie jüngst in einer ZDF-Sendung gesagt hatte. »Im Moment ist es halt so, dass wir eher eine zu niedrige Inflation sehen«.
Gegenüber Wirtschaft TV erklärte eine Sprecherin der EZB auf Anfrage, dass die zitierte Äußerung keine generelle Aussage Schnabels über die aktuelle Inflation gewesen sei. Vielmehr ging es in dem Interview bei der betreffenden Aussage um die Betrachtung eines mittelfristigen Zeithorizonts. Zuvor hatte die EZB-Direktorin erklärt, dass sich die aktuell hohe Teuerungsrate unter anderem auf kurzfristige Effekte stütze. Man habe laut Schnabel das Instrumentarium, um die Geldpolitik zu straffen. Aber im Moment wäre es ein Fehler, die Zinsen frühzeitig zu erhöhen und damit den Aufschwung zu bremsen. Das würde im Wesentlichen zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit führen, ohne an der aktuell sehr hohen Inflation etwas zu ändern.
Kritiker halten der Europäischen Zentralbank vor, mit ihrer Geldpolitik die Inflation noch anzuheizen, weil die Notenbank über Anleihenkäufe Milliardensummen in die Märkte fließen lasse. Zudem halte die EZB die Zinsen seit Jahren auf einem Rekordtief.
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