Google gibt seinen Video-Konferenz-Service Meet frei und erklärt damit seinen Rivalen mit zunächst unbegrenzter Verbindungs-Dauer den Kampf. Bislang war Meet nur für Geschäftskunden zugänglich, aber während der Corona-Krise zog die Konkurrenz mit stark steigender Nachfrage deutlich an Google vorbei.
Marktführer Webex von Cisco kam Ende April so auf 324 Millionen Benutzer täglich. Googles Meet war mit nur 100 Millionen Nutzern das Schlusslicht unter den Kommunikations-Dienstleistern. Im Geschäftsfeld kooperativer Software ist Microsoft mit 33 Prozent Marktanteil der Platzhirsch, während Google nur auf 8 Prozent kommt.
Zoom, Microsofts Skype und Facebooks Messenger reagierten mit neuen Features in ihren Diensten auf das Bedürfnis der Menschen nach online-Kommunikation in Zeiten von Kontaktverboten. Nun will Google mit seinem freigegebenen Videotelefonie-Service, der seit drei Jahren auf dem Markt ist, den Konkurrenten mehr Kunden abjagen. Benutzer, die bereits ein Google-Konto haben, können Meet zunächst kostenlos benutzen, sagte Google gegenüber Reuters. Die Ankündigung ließ die Aktienkurse der Google-Mutter Alphabet um neun Prozent ansteigen.
Mit Googles Hangouts oder Duo waren bisher zwar auch für jedermann kostenlose Videokonferenzen oder Anrufe möglich, aber die Technik galt als veraltet und unsicher. Der Internetgigant Google möchte deshalb die Nutzer zum umsteigen von Hangout auf Meet überzeugen. Meet wickelt den Datenverkehr über Googles eigene Server ab. Das Tool bietet Geschäftskunden und Bildungseinrichtungen die Möglichkeit, ihre Konferenzen aufzuzeichnen und abzuspeichern.
Bis Ende September gibt es keine Zeitbegrenzung für den Service, danach ist eine Videokonferenz in der kostenlosen Programmversion auf 60 Minuten begrenzt. Damit bietet Meet deutlich mehr als Zoom mit seinen kostenlosen 40 Minuten. In Facebooks ‚Messenger Rooms‘ können derzeit nicht mehr als 20 Benutzer kostenlos teilnehmen, wobei es bald 50 sein sollen. Bei Meet und Zoom dürfen hingegen sich bis zu 100 Gratis-Nutzer zu einem Online-Meeting zusammenfinden.
Die anfallenden Kundendaten werden dabei nach Angaben von Google aber nicht gespeichert. Bislang wertete Google in seinen Diensten Kundendaten aus, um so gezielte Werbung platzieren zu können. Für Meet solle das aber nicht gelten. Bei Benutzung der Google-Cloud würden keine Daten über die Nutzer gespeichert. Für die Benutzung ist ein Google-Account erforderlich. Name und Profilbilder der Teilnehmer werden allen Teilnehmern einer Konferenz sichtbar gemacht, nicht aber die E-Mail-Adresse. Google will damit die Benutzung sicherer machen und schlechtem Benehmen vorbeugen.
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