Bytedance (Tiktok) Center in Hangzhou
Nach monatelanger politischer und rechtlicher Unsicherheit hat der chinesische Eigentümer ByteDance einen bindenden Vertrag unterzeichnet, der die Zukunft von TikTok in den USA sichert. Die Video-App, die bei jungen Usern und Marken gleichermaßen als unverzichtbarer Kommunikations- und Marketingkanal gilt, steht damit vor einem grundlegenden Strukturwandel – ohne Verbot, aber mit neuer Eigentümerlandschaft.
Was die neuen US-Eigentümer wirklich kontrollieren
Die Vereinbarung sieht vor, dass TikTok seine US-Geschäftstätigkeit in ein Joint Venture mit amerikanischen und globalen Investoren überführt – darunter Oracle, die Finanzgruppe Silver Lake und das Investmenthaus MGX aus Abu Dhabi. Gemeinsam kontrollieren sie rund 45 Prozent der neuen TikTok-Einheit, während ByteDance 19,9 Prozent hält, was durch ein US-Gesetz zur Grenze für ausländische Eigentümer vorgeschrieben ist. Weitere Anteile entfallen auf bestehende internationale Investoren.
Interessant ist: Die kommerziellen Kernbereiche wie Werbung, E-Commerce und Einnahmenmodelle bleiben weiterhin unter maßgeblichem Einfluss von ByteDance beziehungsweise weltweiten Geschäftseinheiten. Die neuen Eigentümer sollen vor allem national sicherheitsrelevante Bereiche kontrollieren – etwa US-Nutzerdaten, Algorithmensicherheit, Inhaltsmoderation und Software-Assurance.
Damit erfüllt TikTok die Forderungen des sogenannten divest-or-ban-Gesetzes, das die Plattform zuvor vor ein mögliches US-Verbot gestellt hatte. Der Deal wird voraussichtlich am 22. Januar 2026 abgeschlossen und lässt TikTok mit über 170 Millionen amerikanischen Nutzer:innen weiter in den USA agieren.
Strategie und Relevanz für Wirtschaft, Marken und Content
Diese Entwicklung ist relevant, weil sie die stabile Verfügbarkeit und rechtliche Sicherheit der Plattform in einem der größten Social-Media-Märkte sicherstellt. TikTok bleibt ein zentrales Werkzeug für Reichweite, Branding und E-Commerce-Strategien – gerade für Zielgruppen, die klassische Werbung zunehmend meiden.
Gleichzeitig wirft die neue Struktur Fragen darüber auf, wie stark ein ursprünglich chinesisches Produkt künftig amerikanisch reguliert und gesteuert wird, ohne seine kommerziellen Geschäftsfelder aufzugeben. Während Oracle und Co. nun die Sicherheits- und Datenarchitektur verantworten, bleibt das Profit- und Werbegeschäft global ausgerichtet und wird weiterhin von ByteDance-Strategien getragen.
Der Deal könnte damit als Modell für den Umgang mit globalen Plattformen unter geopolitischem Druck dienen: Eine hybride Lösung, die politische Bedenken adressiert, regulatorische Anforderungen erfüllt und zugleich die Kommerzfunktion der Plattform erhält.
SK