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Tesla-Werk in Grünheide lehnt Tarifvertrag ab

IG Metall verstärkt Werben

3 Min.

29.12.2025

Beim US-Elektroautobauer Tesla bleibt der Konflikt um einen Tarifvertrag in der Gigafactory bei Grünheide bei Berlin ungelöst. Die Werkleitung hat die Einführung eines allgemein verbindlichen Tarifvertrags kategorisch abgelehnt, während die Gewerkschaft IG Metall weiterhin für Tariflöhne und bessere Arbeitsbedingungen wirbt – ein Konflikt, der inzwischen über einfache Lohnfragen hinausgeht und die Frage von Gewerkschaftseinfluss und Standortpolitik berührt.

Werksleiter André Thierig begründet die Ablehnung damit, dass Tesla in den vergangenen Jahren bereits ein überdurchschnittliches Lohnniveau erreicht habe: So seien die Entgelte im Werk 2025 um vier Prozent erhöht worden, das Doppelte der aktuellen Tarifsteigerung in der Metall- und Elektroindustrie. Seit Produktionsbeginn liege der Lohnzuwachs bei mehr als 25 Prozent in weniger als vier Jahren, argumentiert Thierig.

Tesla sieht demnach keinen Bedarf für einen Flächentarifvertrag: Die bestehenden Gehälter lägen »in einer anderen wirtschaftlichen Situation« als bei klassischen Autobauern, so die Unternehmensführung. Gleichzeitig lehnt Thierig auch Forderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden pro Woche ab, die aus seiner Sicht die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts gefährden würde.

Die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen wirbt derweil weiter für verbindliche Tariflöhne bei Tesla. Bezirksleiter Jan Otto kritisiert, dass die Bezahlung bei Tesla auch nach den Lohnerhöhungen deutlich unter dem Niveau anderer deutscher Autowerke liege und dies ohne Tarifvertrag so bleiben würde. Zugleich wirft die Gewerkschaft Tesla vor, die niedrigste Tarifentgeltgruppe für Vergleiche heranzuziehen – eine Stufe, die in der Praxis in der Autoindustrie kaum vergeben werde und daher irreführend sei.

Für die IG Metall ist der Konflikt mehr als eine Lohnfrage: Ein Tarifvertrag würde Rechtssicherheit, Mitbestimmung und langfristige Standards für Beschäftigte bringen, die ohne Gewerkschaftsanbindung stärker von Managemententscheidungen abhängig wären.

Ein weiterer Kristallisationspunkt des Konflikts ist die bevorstehende Betriebsratswahl 2026: Thierig betont, dass das Ergebnis entscheidend darüber sei, ob Tesla „unabhängig, flexibel und unbürokratisch“ weiter am Standort wachsen könne. Er äußerte sogar Zweifel, ob Tesla bei einer gewerkschaftlich dominierten Belegschaft Expansionen weiter vorantreiben würde.

Schon bei der Wahl 2024 stellte die IG Metall zwar die größte Fraktion im Betriebsrat, konnte aber keine klare Mehrheit erreichen – was den Konkurrenzkampf zwischen Management und Gewerkschaft verschärft.

Der Streit bei Tesla ist kein Einzelfall, sondern Teil einer aufgewühlten Tariflandschaft in der deutschen Autoindustrie, in der Fragen von Lohnniveau, Mitbestimmung und Wettbewerb immer wieder auf der Tagesordnung stehen. Während klassische Autobauer tariflich organisiert sind, bleibt Tesla hier ein Sonderfall, was die Debatte sowohl für Arbeitnehmer als auch politische Entscheidungsträger relevant macht.

SK

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