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Intensive Geflügelzucht: Politik gerät wegen Tierwohl unter Druck

Verbindliche gesetzliche Mindeststandards gefordert

2 Min.

15.12.2025

In der politischen Debatte um Tierwohl und Massentierhaltung stehen intensiv gezüchtete Masthähnchen zunehmend im Fokus. Medienberichten zufolge zeigen öffentlich gewordene Bilder aus Geflügelställen Tiere, die durch schnell wachsende Zuchtlinien stark belastet werden – mit schweren Gesundheitsproblemen und eingeschränkter Bewegungsfähigkeit. Das wirft nicht nur ethische Fragen auf, sondern auch politische: Kritiker fordern verbindliche gesetzliche Mindeststandards, statt bisheriger Freiwilligkeit im Handel. 

Die Ampel-Regierung hatte unter grüner Federführung eine umfassende Tierschutzgesetz-Novelle vorbereitet, die kurz vor dem Koalitionsbruch eingebracht werden sollte. Das Ende der Ampel-Koalition im November 2024 führte jedoch zum Verlust der parlamentarischen Mehrheit für die Gesetzesnovelle.

Die Kritik richtet sich vor allem gegen sogenannte »fast-growing« Geflügelrassen wie den Ross 308, die in kurzer Zeit extrem viel Gewicht zulegen, aber häufig an Lähmungen, Organproblemen und Schmerzen leiden. Tierwohl-Organisationen argumentieren, diese Zuchtmethoden stünden im Widerspruch zu grundlegenden Schutzpflichten der EU-Tierschutzgesetzgebung und fordern eine verpflichtende Umstellung auf robustere, langsamer wachsende Linien oder eine umfassende Überarbeitung der Vorschriften.

Während in einigen Mitgliedstaaten Initiativen für strengere Standards oder ein Verbot bestimmter Praktiken diskutiert werden, zeigen Branchen- und Verbraucherstudien, dass viele Großhändler und Supermarktketten bislang nur zögerlich auf höhere Tierwohl-Standards umstellen. Programme wie die Better Chicken Commitment (BCC) setzen freiwillige Leitlinien, doch ihre Umsetzung hinkt hinter den Erwartungen zurück.

Politisch rückt auch die Rolle der Verbraucherpreise in den Vordergrund: Eine verpflichtende Verbesserung der Haltungs- und Zuchtbedingungen würde nach Experteneinschätzung die Produktionskosten erhöhen, was wiederum Preisanstiege bei Geflügelfleisch zur Folge haben könnte. Diese Perspektive stellt Entscheidungsträger vor eine komplexe Abwägung zwischen Tierschutz, Ernährungssicherung und sozialer Akzeptanz – ein Thema, das im Vorfeld anstehender Gesetzes- und Verordnungsdiskussionen weiter an Bedeutung gewinnen dürfte.

SK

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