Professor Dr. Julian Hinz, Forschungsdirektor Handelspolitik am IfW Kiel, kommentiert Trumps jüngste Ankündigung, mit Amtsantritt Zölle gegen Kanada, Mexiko und China zu verhängen:
Die jüngste Ankündigung Donald Trumps, Zölle gegen Mexiko, Kanada und China zu erheben, zeigt, dass er es mit einem protektionistischen Kurs ernst meint, selbst wenn diese Politik zum Schaden auch der USA ist. Besonders alarmierend ist der Schritt gegen Mexiko und Kanada, die wichtigsten Handelspartner der USA, mit denen Trump in seiner ersten Amtszeit noch ein Handelsabkommen abgeschlossen hatte. Für die Europäische Union wird damit klar: Sie muss sich ebenfalls auf eine protektionistische US-Handelspolitik gegen die EU gefasst machen und sich vorbereiten.
Für die EU-Wirtschaft ist die USA einer der wichtigsten bilateralen Handelspartner. Zölle oder andere protektionistische Maßnahmen würden europäische Exporte direkt belasten. Noch schwerwiegender wäre jedoch ein langfristiger Schaden durch eine geschwächte WTO und eine Zersplitterung der globalen Handelsordnung in rivalisierende Blöcke.
Um eine Eskalation zu vermeiden, könnte die EU einen Vorschlag für ein auf einzelne Sektoren begrenztes Handelsabkommen mit den USA vorlegen. Ein solches Abkommen könnte kurzfristige wirtschaftliche Verluste auf beiden Seiten begrenzen und Vertrauen in die transatlantischen Beziehungen stärken. Gleichzeitig sollte die EU ihre Handelsbeziehungen diversifizieren und muss schnell in die Lage kommen, sich militärisch ohne Hilfe der USA verteidigen zu können, um ihre Verhandlungsposition zu stärken.
Der Erhalt der globalen Handelsordnung muss für die EU außerdem oberste Priorität haben. Ein Zusammenbruch der WTO würde die EU wirtschaftlich weitaus härter treffen als US-Zölle. Trumps Ankündigung zeigt, wie wichtig ein strategisches und geschlossenes Vorgehen der EU ist, bei dem alle Mitgliedsstaaten als Einheit auftreten.
Über den Autor: Dr. Julian Hinz ist Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld und Leiter des Forschungszentrums Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft.