Newmont, US-Gigant der Goldproduktion, will seinen australischen Mitbewerber Newcrest schlucken. Wird dieser die inzwischen zweite Offerte über 17 Mrd. Dollar annehmen oder gerät der Goldmarkt in eine Bieterschlacht?
In jedem Fall geht der generelle Trend in der Branche hin zu Fusionen. Denn die Minenbetreiber kämpfen schon seit Jahren damit, dass sie kaum noch über leicht förderbare Goldvorkommen verfügen. Daher wird es immer schwerer, die Goldreserven zu erhöhen. Wie schwer, verdeutlichen Zahlen von »S&P Global Market Intelligence«: 341 große Lagerstätten wurden zwischen 1990 und 2021 entdeckt. Lediglich 28 davon seien in der letzten Dekade gefunden worden – mit nur 6 Prozent des seit 1990 entdeckten Goldes. Rasant steigende Energiepreise und höhere Löhne setzen die Unternehmen zusätzlich unter Druck. Von Zusammenschlüssen erhoffen sich die Goldproduzenten, ihre Goldreserven zu erhöhen, Kosten zu senken und mehr Rendite für ihre Aktionäre zu generieren.
Hierfür bietet sich Newcrest geradezu an. Denn das Unternehmen besitzt vier der fünf größten Goldminen Australiens sowie weitere Minen in Kanada und Papua-Neuguinea. Das alles scheint es außerdem zum »Schnäppchenpreis« zu geben, da sich der Aktienwert des Konzerns zwischen April und September 2022 fast halbiert hatte. Das erste Übernahme-Angebot des US-Goldgiganten Newmont hat der Minenbetreiber aus Down Under allerdings als zu niedrig abgelehnt. Gestern verkündete Newcrest, der Konzern werde das aktuelle zweite Angebot prüfen. Es entspreche einem Aufschlag von 21 Prozent auf den Schlusskurs vom dritten Februar.
Wettkampf um Newcrest?
Mit dem Übernahmeversuch setzt Newmont seinen Fusionskurs fort. 2019 hat das US-Unternehmen schon den kanadischen Konkurrenten Goldcorp für rund zehn Mrd. Dollar gekauft. Der Versuch, noch im selben Jahr den Mitbewerber Barrick Gold ebenfalls zu schlucken, scheiterte jedoch. Stattdessen entstand mit dem Rivalen ein Joint Venture.
A propos Barrick Gold. Laut Analysten hegen momentan mehrere Gold-Player, unter anderem dieser, Fusionsabsichten. Marktexperten könnten sich daher sogar eine regelrechte Bieterschlacht um Newcrest vorstellen. Sollte letztlich Newmont gewinnen, wäre der Riese aus Colorado noch mächtiger als jetzt schon. Mit einer jährlichen Förderung von rund 170 Tonnen und Reserven von circa 2630 Tonnen gilt das Unternehmen als einer der größten Goldproduzenten der Welt.
SH