Über zehn Monate ist es bereits her, dass Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine startete. Jetzt wird immer deutlicher, dass nicht nur einzelne Akteure, sondern gleich ganze Branchen in Russland an dem Krieg und den Sanktionen verdienen. Wie die Zeitung »Welt« schreibt, lasse sich die Erzählung von den wirkungsvollen Sanktionen des Westens gegen Russland nur noch schwer halten. Mehrere Branchen hätten in Russland infolge des Krieges und der Sanktionen einen Aufwind erfahren.
Als populäres Beispiel führt die Zeitung den Multimilliardär und zweitreichsten Russen Wladimir Potanin an. Sein Konzern »Nornickel«, an dem Potanin 37 Prozent der Anteile hält, deckt laut dem Bericht nach wie vor 38 Prozent des weltweiten Palladium-, 17 Prozent des Nickel- und zehn Prozent des Platinmarktes ab. Die EU hat den Oligarchen und sein Imperium, im Gegensatz zu Kanada, Großbritannien und den USA, bisher von Strafmaßnahmen ausgenommen. Gleichzeitig gilt Potanin als einer der größten Profiteure des Krieges, denn er begann gleich in den ersten Monaten nach Kriegsbeginn damit, Vermögenswerte billig aufzukaufen, die andere in der Not abstießen.
Zitiert wird auch der Ökonom und Vizechef der russischen Zentralbank sowie Aufsichtsratschef der Moskauer Börse, Oleg Vjugin. Er spricht von Übernahmen gut gemanagter Unternehmen mit qualifiziertem Personal und guter finanzieller Situation für die Hälfte des eigentlichen Preises. Auch die Fastfood-Kette McDonald’s hat ihre Restaurants mit 62.000 Mitarbeitern verkauft. Der sibirische Partner adaptierte dem Bericht zufolge das Erscheinungsbild und lässt das Geschäft nach einer Umfirmierung weiterlaufen.
Die lukrativsten Geschäfte hätten allerdings im Produktionsbereich stattgefunden. Laut Vjugin wurden dort Firmen mit modernster Technologie, die hunderte Millionen Euro wert seien, für zehn Millionen Euro aufgekauft.