Erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1967 veröffentlichte die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA) ihre Jahresbilanz. Mehr als 5.000 Kirchen und Anlageimmobilien befinden sich weltweit im Besitz der katholischen Kirche. Allein 4.051 Immobilienbestände befinden sich in Italien und 1.123 in London, Genf, Paris und weiteren Städten. Die neue Transparenz zeigt jedoch, dass die Kirche aufgrund scheinbar jahrelang betriebener Misswirtschaft mit einem Haushaltsdefizit zu kämpfen hat. Auf dem von der Kirche geführten Nachrichtenportal »Vatican News« gab der Präfekt des Wirtschaftssekretariats Juan Antonio Guerrero Alves als der oberste Finanzchef der Kurie an, dass die Wirtschaftsbilanz des Vatikans im Corona-Jahr deutliche Einbrüche zu verzeichnen hatte. Die Römische Kurie habe 2020 ein Betriebsdefizit von 64,8 Millionen Euro gegenüber einem Defizit von 79,2 Millionen Euro in 2019 verzeichnet.
Laut Wirtschaftspräfekt Guerrero Alves verringerte sich die Rendite aus Finanzanlagen um 51,8 Millionen Euro sowie auch der außerordentliche Gewinn um 17,8 Millionen Euro. 2020 sei nach Guerrero Alves dennoch »besser, als wir erwartet hatten« gewesen. Aus den veröffentlichten Daten gehe laut der »FAZ« ein Bruttovermögen von 1,4 Milliarden Euro sowie ein Nettovermögen von 883 Millionen Euro hervor, über das der Heilige Stuhl verfüge. Insbesondere die Anlagestrategien des Vatikans mit Blick auf die Immobilienbestände haben seit Jahren Skandale und Prüfungen zur Folge. Am Dienstag, den 27. Juli beginnt ein Prozess um den Kauf einer Londoner Immobilie, bei dem einige Geistliche wegen Veruntreuung und Machtmissbrauch angeklagt werden. Ende 2020 hatte Papst Franziskus die Verwaltung der Immobilieninvestitionen an die Güterverwaltung übertragen, die bis dahin von dem vatikanischen Staatssekretär eigenständig verwaltet worden waren. Davor hatte er bereits etliche Jahre versucht, diese administrativen Strukturen zu reformieren.