Migranten trauen sich eher den Schritt in die Selbstständigkeit zu als andere Bundesbürger. 21 Prozent aller Existenzgründer hatten in den Jahren von 2013 bis 2017 ausländische Wurzeln – obwohl ihr Anteil an der Bevölkerung nur 18 Prozent beträgt -, teilt die staatliche KfW-Förderbank das Ergebnis ihrer Studie mit. „Migranten sind ein unverzichtbarer Teil des Gründungsgeschehens in Deutschland“, betont Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bank.
Dass Migranten mehr Mut für die Selbstständigkeit aufbringen, hat nach KfW-Angaben zwei Gründe: Migranten wünschen sich die Selbstständigkeit stärker als die Gesamtbevölkerung und sie haben schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. 38 Prozent der Migranten bevorzugen die Selbstständigkeit gegenüber einer abhängigen Beschäftigung. Im Vergleich dazu wären nur 29 Prozent aller Bundesbürger lieber selbstständig als angestellt.
Migranten haben mehr Unternehmer als Vorbilder
Als Grund nennt die KfW-Bank, dass viele Migranten größere Risikofreude und mehr unternehmerische Vorbilder aus ihrer Herkunftskultur kennen. Da 46 Prozent der Migranten keine oder keine in Deutschland anerkannte Berufsausbildung haben, sind ihre Chancen, einen Job zu finden, schlechter. Denn unter allen Bundesbürgern können nur 22 Prozent keine Ausbildung vorweisen. 38 Prozent der Migranten gründen also aus der Not heraus ein Unternehmen, aber nur 31 Prozent aller Bundesbürger tun das.
Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind auch davon abhängig, ob die Migranten Deutsch sprechen. Zwei Drittel der Migranten im Alter von 18 bis 64 Jahren unterhalten sich zuhause auf Deutsch. Lediglich 35 Prozent wohnen in einem Haushalt, in dem in einer Fremdsprache kommuniziert wird. Oft sind die Bewohner frisch zugewandert. Wenn eine Fremdsprache im Haushalt gesprochen wird, sind 12 Prozent der Bewohner arbeitslos; unter allen Migranten sind es nur 8 Prozent. Darum gibt es in den fremdsprachigen Haushalten viele Notgründer (48 Prozent) und einen stärkeren Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit (41 Prozent). Die Bewohner der fremdsprachigen Haushalte machen sich häufiger selbstständig als Migranten insgesamt (9 Prozent gegenüber 7 Prozent).
Darüber hinaus gründen die Fremdsprachler verhältnismäßig etwas häufiger ein Unternehmen mit Mitarbeitern als alle Migranten (36 Prozent gegenüber 32 Prozent). Am meisten bieten die Fremdsprachler persönliche Dienstleistungen an, vor allem in der Gastronomie (42 Prozent gegenüber 35 Prozent). Sie lassen sich auch durch Gründungsprobleme stärker beeinflussen, machen sich Sorgen um ihre Qualifikation und ihre Geschäftsideen. Am stärksten machen ihnen im Vergleich zu allen Migranten Finanzierungsschwierigkeiten zu schaffen (40 Prozent gegenüber 29 Prozent).
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