Der Boom im Onlinehandel macht auch vor Möbeln und anderen Produkten rund ums Thema Wohnen nicht halt. Zwar setzen Händler mit Möbel-Onlineshops dem Bundesverband des Deutschen Möbelhandels zufolge derzeit lediglich 6 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche um, jedoch soll sich das bis spätestens 2020 ändern.
Bereitschaft zu kostspieligeren Online-Einkäufen steigt
Rund 2 Milliarden Euro brutto konnten Online-Möbelhändler im Jahr 2015 umsetzen. Der Anteil am Gesamtumsatz der Branche ist somit derzeit noch sehr gering, doch wenn man den Meinungen von Branchen-Experten Glauben schenken darf, dürfte hier zeitnah ein deutlicher Anstieg zu beobachten sein. Denn während Verbraucher heute vornehmlich kleinere Wohnartikel wie Dekoration oder Heimtextilien online erstehen, ist bereits jetzt der Trend erkennbar, dass immer mehr auch größere Möbelstücke, die natürlich deutlich höhere Umsätze einbringen, virtuell geshoppt werden. In den kommenden Jahren dürfte sich diese Entwicklung noch weiter verstärken, schließlich steigt auch in anderen Bereichen von Reisen bis hin zu Elektronikartikeln wie Waschmaschinen die Bereitschaft der Verbraucher, auch teurere Käufe über das Internet zu tätigen.
Shop-Betreiber sind gefragt
Damit sich die Prognose der Experten tatsächlich bewahrheitet, sind die Betreiber der Möbel-Onlineshops gefragt: Sie müssen ihr Angebot so ausrichten, dass sich das Einkaufserlebnis praktisch kaum noch vom herkömmlichen Einkauf im Möbelhaus unterscheidet. Neben guten Beschreibungen der Artikel mit ausführlichen Informationen zu Materialien und vor allem Maßen sind hierzu vor allem Visualisierungen der Produkte vonnöten.
Nehmen wir einmal die Kategorie der Duschwände bei moebel.de als Beispiel. Bei einem Klick auf einzelne Modelle wird der potenzielle Käufer direkt auf das Online-Angebot eines Bäder-Spezialisten weitergeleitet, der zu vielen Produkten gleich mehrere Bilder bereithält: von den fertig installierten Duschwänden im Badezimmer oder von wichtigen Details wie Schließmechanismen. Eine abstraktere Darstellung wird zudem durch Bauzeichnungen geliefert.
Doch der Kundenservice hört bei bildlichen Darstellungen, zu denen bei vielen Shops auch Produktvideos gehören, noch längst nicht auf, vielmehr ersetzt im Fall der Duschwände ein Konfigurator die Beratung durch einen Mitarbeiter im Fachgeschäft. Wer die korrekten Maße parat hat, kann somit unkompliziert ein Produkt anfertigen lassen, das nicht nur passt, sondern auch den optischen Ansprüchen genügt. Hierbei ist in jedem Schritt transparent, welche Auswirkungen auf den Preis verschiedene Ausfertigungen und Designs haben.
Ein Blick in die Zukunft: stationärer Handel in Gefahr
Experten sagen dem Online-Möbelhandel allerdings nicht nur einen deutlichen Zuwachs bei den Umsätzen voraus, sondern gehen zudem davon aus, dass die Entwicklung auch den stationären Handel beeinflussen wird. So offenbarte eine Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts ECC, dass bis 2020 ein Drittel der stationären Geschäfte im Bereich Möbel und Einrichtung von der Schließung bedroht seien. Weiterhin werde der derzeit noch geringe Online-Umsatz bis zum gleichen Zeitpunkt auf bis zu 14 Milliarden Euro steigen. Stationären Händlern bleibt nur eine Wahl: Sie müssen ihr Sortiment auch online anbieten. Dies hat selbst Aldi mittlerweile erkannt.
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