Deutschland arbeitet an einem der ambitioniertesten Tech-Projekte des Kontinents: Die Deutsche Telekom und die Schwarz-Gruppe – Mutterkonzern von Lidl und Kaufland – wollen gemeinsam eine KI-Gigafactory aufbauen. Ein Großrechenzentrum, das Europas Firmen Zugang zu leistungsstarker KI-Infrastruktur geben soll – unabhängig von Amazon, Google oder Microsoft.
Die geplante Allianz hat Gewicht: Die Telekom bringt Glasfaser-Netze, Cloud-Kapazitäten und Rechenzentren ein. Die Schwarz-Gruppe liefert eigene Cloud-Tochter STACKIT und erhebliche Investitionskraft. Dazu kommen Gespräche mit potenziellen Drittinvestoren – und die Aussicht auf europäische Fördergelder in Milliardenhöhe.
Europa hinkt beim Trainieren großer KI-Modelle hinterher, weil die Rechenpower fehlt. US-Hyperscaler dominieren den Markt, während europäische Unternehmen ihre KI-Projekte oft in ausländischen Clouds betreiben müssen. Genau hier setzt die Gigafactory an: eine europäische Infrastruktur, gebaut in Europa, betrieben nach EU-Standards, mit europäischer Datenhoheit.
Das Projekt könnte ein Wendepunkt werden – technologisch, wirtschaftlich und geopolitisch. Denn eine KI-Gigafactory bedeutet nicht nur Serverräume:
· Training großer Sprachmodelle auf europäischer Hardware
· KI-Dienste für Mittelstand und Industrie
· Cloud-Souveränität für kritische Sektoren
· Wettbewerbsfähigkeit für europäische Start-ups, die bisher kaum Zugang zu High-Performance-Computing hatten
Zudem würde das Bündnis zeigen, dass starke europäische Player durchaus in der Lage sind, Infrastruktur auf Weltniveau zu bauen, wenn sie Kräfte bündeln.
Noch ist nicht alles beschlossen, aber die Richtung ist klar: Europa soll nicht länger zuschauen, wie KI-Ökosysteme anderswo entstehen. Es will selbst bauen, selbst betreiben und selbst bestimmen.
SK