Während Deutschland noch darüber diskutiert, ob Faxgeräte in Behörden wirklich unersetzlich sind und Digitalisierungsprojekte gern in Jahrzehnten statt in Legislaturperioden denkt, macht Dänemark einen radikalen Schritt in die Zukunft:
Als erstes Land weltweit hat es beschlossen, öffentliche Briefkästen abzuschaffen, weil analoge Post dort längst Ausnahme statt Alltag ist.
Die traditionelle Infrastruktur, die über Jahrzehnte private und amtliche Post in Städten und Gemeinden gesammelt hat, verschwindet nun schrittweise aus dem Straßenbild. Dieser Schritt ist Ausdruck eines tiefgreifenden Strukturwandels – hin zu digitaler Kommunikation, neuen Logistikmodellen und veränderten Gewohnheiten in der Gesellschaft.
Hinter der Entscheidung steckt vor allem ein verändertes Nutzerverhalten: Während digitale Nachrichtenplattformen, E-Mails und Online-Behördenpost längst zur Normalität gehören, sinkt die Nutzung klassischer Briefmarken und Papierpost seit Jahren kontinuierlich. Die dänische Post meldet seit 2010 jährliche Rückgänge im Briefaufkommen: Vor allem private Briefe, Rechnungen und Behördenschreiben werden heute überwiegend digital versendet.
Zudem spielen wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Die Unterhaltung und Leerung von Briefkästen verursacht laufende Kosten; bei deutlich sinkender Nutzung wurde das System zuletzt ineffizient und teuer betrieben. In ländlichen Regionen lag die Anzahl der täglichen Briefsendungen oft im einstelligen Bereich, während Großstädte dank digitaler Dienste ebenfalls kaum noch auf traditionelle Post angewiesen sind.
Mit dem Abbau der Briefkasteninfrastruktur ändert sich der Alltag vieler Dänen – und zwar in mehrfacher Hinsicht:
Dänemarks Entscheidung hat Signalwirkung: Andere europäische Staaten beobachten den Schritt genau, da ähnliche Trends auch dort erkennbar sind – sinkendes Briefe-Aufkommen, steigende digitale Kommunikation und hohe Kosten für veraltete Postalnetze. Zumindest in urbanen Regionen hätte ein solches Modell auch hier Potenzial, wenn digitale Infrastrukturen robust und flächendeckend zur Verfügung stehen.
Kritiker warnen jedoch vor sozialen Risiken: Ältere Generationen oder Menschen ohne einfache digitale Zugänge könnten leichter abgehängt werden, wenn analoge Zustelloptionen reduziert werden. Die dänische Regierung plant daher flankierende Maßnahmen wie Beratungsprogramme zur digitalen Nutzung und barrierefreie Alternativen für die Kommunikation mit Behörden.
SK