Die geschäftsführende Bundesregierung hat ihre Erwartungen zur wirtschaftlichen Entwicklung erneut nach unten angepasst. Für das laufende Jahr rechnet sie nun mit einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie der geschäftsführende Wirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin bei der Vorstellung der Frühjahrsprojektion bekanntgab. Damit würde die deutsche Wirtschaft das dritte Jahr in Folge kein Wachstum verzeichnen.
Noch im Januar war die Bundesregierung von einem leichten Plus von 0,3 Prozent ausgegangen – eine Prognose, die ihrerseits bereits deutlich unter der vorherigen Einschätzung von 1,1 Prozent lag.
Nach den Belastungen durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine sorgt nun vor allem die unvorhersehbare Handelspolitik der Vereinigten Staaten für Unsicherheit. Der neue US-Protektionismus könnte laut Ministerium sowohl direkt als auch indirekt erhebliche Auswirkungen auf das deutsche Wachstum haben.
Insbesondere die von Ex-Präsident Donald Trump eingeführten und teils wieder ausgesetzten Strafzölle hätten die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit massiv erhöht. Dies habe zu Turbulenzen an den Finanzmärkten und einer Verschlechterung der globalen Wachstumsaussichten geführt – eine Entwicklung, die die exportabhängige deutsche Wirtschaft empfindlich treffe. Die Auslandsnachfrage sei ohnehin schwach.
Auch für das kommende Jahr zeigt sich die Bundesregierung wenig optimistisch. Sie rechnet mit einem moderaten Wachstum von lediglich 1,0 Prozent.
Die Frühjahrsprojektion geht zudem von einer leicht sinkenden Inflationsrate aus: Nach 2,2 Prozent im Vorjahr soll sie 2025 auf 2,0 Prozent und bis 2026 auf 1,9 Prozent zurückgehen. Die Bundesregierung erwartet durch die US-Handelspolitik sogar tendenziell dämpfende Effekte auf die Inflation – unter der Annahme, dass China von Zöllen betroffene Exporte zunehmend in andere Märkte, etwa nach Deutschland, umleitet.
Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Schwäche bleibt auch die sonst übliche Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt aus. Die Beschäftigung dürfte in diesem Jahr zurückgehen, während die Arbeitslosigkeit ansteigt.
MK