Unruhe auf dem Wohnungsmarkt in Berlin: Der Immobilienkonzern Adler erhöht in der Hauptstadt jetzt doch die Mieten und steigt aus dem Bündnis, das solche Erhöhungen einschränken sollte, aus. Die Anpassung der Mieten sei nach einer Gesamtbetrachtung der Interessen von Stakeholdern, Aktionären, Gläubigern und Mietern erforderlich, teilte laut der Deutschen Presse-Agentur eine Sprecherin des Unternehmens mit. In der Konsequenz trete die Adler Group aus dem Berliner Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen aus.
Das Bündnis besteht seit Anfang 2022, im Juni des Jahres wurde eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Neben Neubauzielen sind darin auch Regelungen zur Mietentwicklung und zum Mieterschutz enthalten. So wurde unter anderem festgeschrieben, dass die privaten Wohnungsunternehmen die Mieten maximal um elf Prozent in drei Jahren erhöhen. Gesetzlich möglich wären in Berlin bis zu 15 Prozent im selben Zeitraum. Grundsätzlich darf die ortsübliche Vergleichsmiete nicht überschritten werden.
Zu einer Ankündigung des Unternehmens, auf einzelne Mieter Rücksicht zu nehmen, sollten die Erhöhungen sie überfordern, sagte Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD), er halte das für dringend notwendig und für eine Selbstverständlichkeit. Die Adler Gruppe steckt tief in einer Krise. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring gestanden hatte. Er hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verweigerte Adler später das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Adler Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Milliarden Euro. Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung.