Gas- und Strompreise hängen miteinander zusammen, weil Erdgas auch in Kraftwerken für die Stromproduktion verwendet wird. Ist Gas knapp, schlägt das auch auf die Strompreise durch, außerdem ist Kohle ebenfalls teurer geworden. Jetzt hat das Schweizer Beratungsinstitut Prognos Berechnungen aufgestellt, nach denen ein dauerhafter russischer Gaslieferstopp den Strom in den kommenden Monaten noch einmal stark verteuern würde. In Modellrechnungen für die bayerische Wirtschaft gehen die Prognos-Experten davon aus, dass die Großhandelspreise im Laufe des nächsten Jahres bei über 500 Euro pro Megawattstunde liegen könnten, um erst anschließend wieder zu sinken.
Sollte Russland in reduziertem Umfang wieder Gas an Deutschland verkaufen, rechnet Prognos damit, dass die Strom-Großhandelspreise 2023 bei etwa 189 Euro liegen würden, nicht wesentlich höher als derzeit. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) in München. Sollte Russland die Gaslieferungen in vollem Umfang wieder aufnehmen, könnten die Preise laut Prognos im nächsten Jahr auf gut 100 Euro pro Megawattstunde sinken. Doch die Autoren betonen, dass die Entwicklung der Strompreise bis Mitte des Jahrzehnts sehr unsicher sei.
Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der vbw, fordert Abhilfe von der Bundesregierung, darunter eine vorübergehende Änderung des Preismechanismus am Strommarkt. Bisher richtet sich dieser nach den sogenannten Grenzkosten, das sind die Produktionskosten des teuersten Kraftwerks. Brossardt forderte außerdem eine Senkung der Stromsteuer auf das nach Europarecht niedrigstmögliche Niveau.