Es klingt paradox, ist in Deutschland derzeit aber Realität: Trotz der regelmäßigen Warnungen vor Überlastung der Kliniken während der Corona-Pandemie schließen immer mehr kleine Krankenhäuser. Ihr Problem: Sie haben ähnliche Kosten wie die großen Kliniken, behandeln aber nicht so viele Patienten und haben deshalb weniger Einnahmen. Dazu kommt das umstrittene System der Fallpauschalen. Das bedeutet, je mehr Fälle ein Krankenhaus in einem möglichst kurzen Zeitraum durchschleust, desto höher sind die erzielten Erlöse. Das ist gerade in ländlichen Gegenden nicht in dem Maße möglich wie in Städten.
Laut dem »Krankenhaus Rating Report 2021« bestand im Jahr 2019 bei 13 Prozent der Krankenhäuser die Gefahr einer Insolvenz. Im Jahr 2020 nahmen die Kliniken nach Berechnungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft 9,5 Milliarden Euro weniger ein. Zwar gab es Entschädigungen aus der Staatskasse aufgrund der Corona-Pandemie, aber die konnten die Mehrausgaben für den Infektionsschutz nicht einmal ausgleichen.
Laut dem »Deutschen Ärzteblatt« geht aus dem Abschlussbericht des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hervor, dass aktuell mit Geld aus dem ersten Krankenhausstrukturfonds 34 Krankenhäuser und Krankenhausstandorte in Deutschland geschlossen werden. An weiteren 24 Standorten wurden 36 Abteilungen geschlossen. Bei fast der Hälfte dieser Abteilungen handelte es sich um Gynäkologien und Geburtshilfen. Das Bündnis Klinikrettung fordert bereits seit Sommer dieses Jahres, dass zumindest gewährleistet bleiben muss, dass jeder Bürger innerhalb von 30 Fahrminuten ein Krankenhaus der Grundversorgung erreichen kann. Das ist momentan an verschiedenen Orten Deutschlands nicht mehr gesichert.
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