Ein Jahr nach dem Zusammenbruch des Dax-Konzerns Wirecard verschärft sich offenbar der Kampf um die Überreste des insolventen Finanzdienstleisters. Laut Informationen des Magazins „Spiegel“ haben sogar ehemalige Topmanager des Konzerns, die von der Staatsanwaltschaft des Betrugs und anderer Delikte beschuldigt werden, Forderungen beim Insolvenzverwalter Michael Jaffé angemeldet.
Demnach verlangt allein der frühere Chefbuchhalter 2,1 Millionen Euro Rechts- und Versicherungskosten sowie ausstehende Gehälter, einschließlich 333.000 Euro erfolgsabhängige Bezüge. Insgesamt haben rund 42.000 Wirecard-Gläubiger im Zuge des Skandals Geld verloren und greifen nach der Insolvenzmasse, darunter Banken, Anleihegläubiger und Aktionäre.
In der Kasse des Insolvenzverwalters liegen laut Jaffé bislang 566 Millionen Euro, die er durch Verkäufe von Unternehmensteilen sichern konnte. Verblieben seien bisher einige Gesellschaften, für die es entweder keinen Käufer gibt oder die keinen Geschäftsbetrieb hatten und die liquidiert werden müssen. Deshalb will der Insolvenzverwalter jetzt Vorstand, Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer für ihre Versäumnisse in Regress nehmen.
Währenddessen hat der Bundesnachrichtendienst Hinweise, dass sich das ehemalige Wirecard-Vorstandsmitglied Jan Marsalek in Moskau aufhält. Der 41-Jährige war bis Juni 2020 Vorstandsmitglied von Wirecard und gilt als meistgesuchter Wirtschaftskrimineller der Welt.
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