Hamburg/Berlin, 07.11.2018 – Die digitale Transformation mischt etablierte Branchen auf und beeinflusst radikal deren Geschäftsabläufe. Der Stellenmarkt profitierte von dieser Entwicklung: Im Vergleich zum Vorjahr kam es durchschnittlich zu einem Jobwachstum von 54 % in den Unternehmen, die diesen digitalen Wandel vorantreiben, etwa im Immobilien- oder Gesundheitswesen. In einigen Bereichen betrug das Wachstum sogar über 120 %. Doch welche dieser Bereiche sind besonders vielversprechend und welche strukturellen Besonderheiten weist der Arbeitsmarkt auf? Diesen Fragen ging die Jobplattform Joblift in ihrer neuesten Analyse aller 15 Millionen Online-Inserate der letzten beiden Jahre nach.
Jobmotor Technologisierung: Top Fünf Tech-Branchen schreiben dreimal mehr Jobs aus als der branchenübergreifende Durchschnitt
Insgesamt schrieben die unterschiedlichen Tech-Bereiche über 53.000 Jobangebote in den letzten 24 Monaten aus. Anhand der Anzahl der veröffentlichen Inserate wurden die Top Fünf Technologiesektoren bestimmt: FinTech (13.000 Jobangebote), HealthTech (5.700), PropTech (5.600), TravelTech (5.100) und LegalTech (1.800). Somit entstanden in den Top Fünf Tech-Sektoren rund 31.200 Stellen, während insgesamt 15 Millionen Jobs branchenübergreifend in Deutschland inseriert wurden. Der Anteil der Top Fünf entspricht zwar gerade einmal einen Anteil von unter 1 % am gesamten Stellenmarkt, allerdings kam es zu einem durchschnittlichen Stellenwachstum von 50 % im Vergleich zum Vorjahr. Das höchste Wachstum konnte LegalTech mit 150 % verzeichnen. FinTech hingegen bildete zwar den Sektor mit den meisten Jobangeboten, dieser wuchs im Vergleich zum Vorjahr allerdings nur um 51 %. Abgeschlagen auf dem letzten Platz landete TravelTech mit einem Anstieg von 26 %. Zum Vergleich: Der gesamtdeutsche Stellenmarkt wuchs im selben Zeitraum um 15 %.
Tech bedeutet nicht gleich Startup: 70 % der HealthTech Jobangebote werden in Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern ausgeschrieben
Dass Digitalisierungskonzepte vornehmlich in Startups entwickelt werden, kann durch die Analyse nicht belegt werden und hängt stark von den Branchen ab. Im Vergleich der Top Fünf Tech-Branchen stellte sich PropTech als Sektor mit den meisten Startups heraus, wenn davon ausgegangen wird, dass Kleinunternehmen vorrangig Startups sind – 80 % der Stellenanzeigen wurden hier in Unternehmen mit unter 50 Mitarbeitern ausgeschrieben. Im HealthTech Bereich hingegen zeichnete sich ein anderer Trend ab: Nur 30 % der ausgeschriebenen Jobs stammten von Unternehmen mit unter 50 Mitarbeitern. Stattdessen wurden knapp zwei Drittel der Gesuche in Großkonzernen mit über 1.000 Mitarbeitern inseriert.
Fachkräftemangel im Tech-Bereich: Stellen bleiben 30 % länger unbesetzt
Die Stellenausschreibungen der einzelnen Bereiche blieben ungewöhnliche lange unbesetzt. Während Inserate im branchenübergreifenden deutschen Durchschnitt rund 36 Tage geschaltet waren, fiel die Vakanzzeit in den unterschiedlichen Tech-Bereichen mit zehn Tagen mehr um fast ein Drittel länger aus. Das deutet darauf hin, dass die Bereiche erhebliche Probleme haben, die passenden Fachkräfte zu rekrutieren. Ein Fünftel der Stellenausschreibungen richtete sich an stark nachgefragte IT-Fachkräfte, was unter anderem die lange Anzeigendauer erklären könnte. Mit 54 Tagen ist TravelTech Spitzenreiter. HealthTech besetzte offene Stellen am schnellsten, durchschnittlich nach 42 Tagen und somit 12 Tage früher.
Hoher Akademisierungsgrad: Über 78 % der Stellen fordern einen Hochschulabschluss
Einen weiteren Grund für die lange Vakanzzeit könnte außerdem der hohe Akademisierungsgrad der ausgeschriebenen Stellen darstellen. Im Durchschnitt der untersuchten Tech-Branchen forderten 78 % der inserierten Stellen einen Bachelor- oder Masterabschluss, nur in 18 % der Fälle reichte ein Bachelorabschluss aus. Im Bereich LegalTech wurde der hohe Akademisierungsgrad besonders deutlich: 68 % der Stellenangebote erforderten mindestens einen Master, was unter anderem an den benötigten Jobprofilen im Bereich IT und Juristik liegt.
Tech-Zentrum Berlin: Deutschlands Hauptstadt ist nicht nur Start-up Hochburg, sondern auch Tech-Standort Nummer Eins
Im regionalen Vergleich stellt sich Berlin mit einem Drittel der Stellen als wichtigster Standort der Top Fünf Branchen heraus. München hingegen ist in drei Bereichen an zweiter Stelle platziert, mit rund einem Zehntel der Vakanzen. Lediglich FinTech- und PropTech- Unternehmen weichen von diesen beiden Standorten ab. Die Bankenmetropole Frankfurt am Main setzt sich als zweitwichtigster Standort für FinTech und Nürnberg für PropTech durch.