Putin und Erdogan – zwei Machthaber, die sich vom Westen verraten fühlen. Eine echte Männerfreundschaft wird es zwischen ihnen wohl trotzdem nicht geben. Vielmehr eine Interessen-Allianz. Seit dem Terror und Putschversuch sind viele Investoren verunsichert. Die EU kritisiert Erdogan scharf für sein autoritäres Verhalten, die reihenweisen Verhaftungen und Entlassungen von Unliebsamen. Gerade jetzt braucht Erdogan einen starken Partner wie Putin. Das wurde beim Treffen in St. Petersburg am Dienstag klar.
„Ich glaube nicht, dass die wechselseitige Liebe von ausgeprägter Natur ist zwischen den beiden. Vielleicht flüchten die sich in eine Zweckgemeinschaft. Die Türkei braucht definitiv eine gute Wirtschaft und das ist sicher die Achillesferse von Herrn Erdogan“, so Volker Treier (Deutscher Industrie- und Handelskammertag).
Moskau hatte nach dem Abschuss eines russischen Militärflugzeugs durch die Türkei im November eine Reihe von Sanktionen gegen türkische Produkte wie Obst und Gemüse verhängt. Auch Charterflüge in die Türkei wurden daraufhin eingestellt. Das traf Ankara härter als zunächst gedacht. Jetzt hofft das Land auf neue Impulse für die angeschlagene Tourismusbranche – gehören doch die Russen zu den größten Urlaubergruppen.
Im Mittelpunkt der Gespräche auch ein milliardenschwere Energieprojekt, bei dem es um den Transit von russischem Erdgas durch das Schwarze Meer nach Südeuropa geht. Ein Neuanfang der türksich-russischen Beziehungen muss sich jetzt beweisen und zeigen, dass er von Dauer sein kann.
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