Nachdem die Lokführer-Gewerkschaft GDL bereits seit Montagnachmittag den Güterverkehr bestreikt, ist nun auch der Personenverkehr betroffen und liegt seit dem frühen Dienstagmorgen lahm. Die Deutsche Bahn hat einen Notfahrplan erstellt: Jeder dritte Fernzug sowie zwei Drittel der Regionalzüge sollen trotzdem fahren. Vor allem im Osten Deutschlands werden zahlreiche Züge ausfallen. Der Streik soll bis Sonntagmorgen andauern, teilte die GDL mit. Für die Deutsche Wirtschaft werden Einbußen in Milliardenhöhe erwartet.
15 bis 60 Prozent der Züge im Regionalverkehr will die Deutsche Bahn aufrechterhalten. Welche Züge in den nächsten 48 Stunden fahren werden, gibt das Unternehmen auf ihrer Website ab Mittag bekannt. Mit sechs Tagen ist dieser Streik der längste aller Zeiten in der Geschichte der Deutschen Bahn AG und der mittlerweile achte Ausstand in den letzten zehn Monaten.
Der Streik der Lokführer stößt auf massive Kritik seitens des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Die GDL verfolgt rücksichtslos ihre eigenen Ziele für ihre kleine Klientel“, sagte der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis. Aber auch die Politik reagierte negativ auf den Streik und fordert, dass Schlichtungsverfahren gesetzliche Grundlagen bekommen sollen. „Bevor gestreikt wird, sollen die Parteien miteinander reden – wie erwachsene Menschen“, meint der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Michael Fuchs. Der Gewerkschaftsboss spiele mit hunderttausenden Bahnreisenden Katz und Maus, meint Fuchs weiter.
Weitere Forderungen richten sich auch an die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, die schnellstmöglich eine Zwangsschlichtung ermöglichen solle, wie der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, meint. Der Gesetzgeber müsse „klare Kriterien zur Verhältnismäßigkeit festlegen, damit die Regelung gerichtsfest ist“.
Auch für die Wirtschaft bedeutet der Lokführerstreik nichts Gutes. Neben Einbußen in Milliardenhöhe, verliere Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit, warnt der CDU-Politiker Paul Ziemiak. Besonders betroffen vom Streik ist sind Stahl-, Chemie- und Autobranche. Diese sind darauf angewiesen, dass Teile pünktlich geliefert werden und das passiert meist auf den Schienen.
Der GDL-Chef Claus Weselsky sehe jedoch aktuell keinen Grund für eine Schlichtung, schließlich seien die Ziele rechtmäßig und das Vorgehen zulässig, wie er der ARD gegenüber sagte. Und er geht sogar noch weiter: „Wenn das Bahnmanagement unbeeindruckt auf uns zeigt unter der Überschrift „das sind die Streikhanseln“, dann werden die Mitglieder der GDL – die Lokführer und Zugbegleiter – das Management weiter abstrafen wollen!“
Die GDL fordert fünf Prozent mehr Geld und eine Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde pro Woche. Die Deutsche Bahn hat bereits angeboten, in zwei Stufen den Lohn um 4,7 Prozent zu erhöhen. Zudem sicherte der Konzern eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro zu. Das reiche der GDL aber nicht. Sie fordern, dass die Lokrangierführer in den gleichen Tarif eingestuft werden. Am 1. Juli soll das Tarifeinheitsgesetz kommen und kleinere Gewerkschaften wie die GDL in ihrer Macht beschränken. Vor diesem Datum will die Lokführergewerkschaft GDL unbedingt Erfolge feiern können.
Bild: peachknee / pixabay.com