Amerikaner sahen Fahrräder bislang entweder als Kinderspielzeug oder als spleeniges Sportgerät. Jetzt sperrt die Stadtverwaltung von New York City Straßen und überlässt sie den Fußgängern und Radfahrern. Man hat in allen Bezirken der Stadt die ersten 65 Kilometer (40 Meilen) abgesperrt und wird die Sperrungen bis Ende Mai auf 160 Kilometer ausweiten. Andere Städte folgen dem Beispiel etwas zögerlicher.
Die Abstandsregeln während der Pandemie sind in New York City schlecht zu realisieren. Bislang waren Fußwege von Manhattan bereits zu normalen Zeiten dermaßen voll, dass sich die Menschen manchmal nur aneinander vorbei drängeln konnten. Nun gehen aber deutlich mehr New Yorker als vorher zu Fuß oder benutzen das Fahrrad: Die U-Bahnen gleichen normalerweise in Hauptverkehrszeiten rollenden Sardinenbüchsen und werden jetzt gemieden. Die Verkehrsbetriebe melden einen Fahrgastrückgang um 90 Prozent, während die Fahrradläden sich über einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage freuten.
Der PKW-Verkehr hat während der Beschränkungen in der Corona-Pandemie zwar deutlich abgenommen, jedoch wurden Fahrten mit dem privaten PKW nicht untersagt. Dadurch kam es häufiger zu Geschwindigkeitsverstößen und Gefährdungen.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Autos in den Straßenschluchten Manhattans und Brooklyns explodiert. Als wesentliche Ursache dafür gelten die neuen Fahrdienste wie Uber und Lyft. Das hatte ein rapides Absinken der Durchschnittsgeschwindigkeiten, also vermehrte Staus, und eine Zunahme von Unfällen und Luftverschmutzung zur Folge. Der Druck aus der Bevölkerung, die Zustände zu ändern, wuchs und Aktivisten forderten immer heftiger den Ausbau sicherer Fuß- und Radwege.
Andere Städte in den USA haben ähnliche Maßnahmen erlassen, zum Beispiel Charlotte (North Carolina) oder Chicago. Trotz Beschwerden der Autofahrer ist eine wichtige Hauptstraße in der Innenstadt am Lake Michigan seit März nur noch für Fahrräder und Fußgänger benutzbar. Im warmen Frühling nutzen ungewöhnlich viele Menschen den ‚River Walk‘, so dass es zu einer Überfüllung und Verkehrsgefährdung auf der Straße kam.
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