Immobilien, ETF oder Rohstoffe – was eignet sich wirklich als Geldanlage? Gerade in Zeiten volatiler Märkte und steigender Lebenshaltungskosten treibt diese Frage viele Menschen um. Eine Option, die dabei größere Beachtung erfahren sollte, ist YouTube – so sieht es jedenfalls Fynn Röber, der als ein Experte der Social-Media-Plattform gilt. Schließlich hat er bereits in der Schulzeit damit begonnen, Videos auf YouTube zu veröffentlichen. Im Interview erläutert er, wie gesichtslose Kanäle Weg zur finanziellen Freiheit ebnen können und welche Vorteile diese Anlageform gegenüber traditionellen Investments bietet.
Herr Röber, mit gesichtslosen YouTube-Kanälen verdienen Sie mehrere tausend Euro im Monat. Aber wie lässt sich mit YouTube eigentlich konkret ein Einkommen generieren?
Vielen Dank für die Frage. Es gibt tatsächlich mehrere Wege, wie man mit einem gesichtslosen YouTube-Kanal ein Einkommen generieren kann. Der offensichtlichste sind die sogenannten »Adsense-Einnahmen«. YouTube schaltet vor, in der Mitte oder nach Videos Werbung, und für diese Anzeigen erhält der Kanalbetreiber eine Vergütung. Ein weiterer, wichtiger Baustein sind die Affiliate-Einnahmen. Das funktioniert über Links, die in der Videobeschreibung platziert werden. Wenn jemand über einen dieser Links ein Produkt kauft, erhält man als Vermittler eine Provision. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eigene Produkte zu verkaufen – zum Beispiel digitale Produkte, Kurse oder Merchandise. Schließlich spielen auch Kooperationen mit Firmen eine große Rolle. Unternehmen buchen beispielsweise 30- bis 60-sekündige Werbeeinblendungen in Videos, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu präsentieren. Diese verschiedenen Einkommensströme summieren sich, sodass ein stabiler und nachhaltiger Umsatz möglich ist, ohne dass man selbst vor der Kamera auftreten muss.
Sie betreuen 27 unterschiedliche, gesichtslose Kanäle. Inwiefern sind YouTube-Kanäle mittlerweile mit anderen Geldanlagen, etwa mit ETF, vergleichbar?
Ich sehe YouTube-Automation-Kanäle im Vergleich zu klassischen Geldanlagen wie ETFs als deutlich rentabler an. Der Schlüssel liegt in sogenannten »Evergreen-Videos«, also Inhalten, die langfristig relevant bleiben und in den YouTube-Suchergebnissen oben erscheinen. Solche Videos generieren über viele Jahre hinweg Klicks und Einnahmen. Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ich habe Videos, die ich vor über sechs Jahren hochgeladen habe und diese bringen mir bis heute täglich drei bis fünf Euro ein. Da ich mittlerweile hunderte solcher Videos produziert habe, summieren sich diese Einnahmen.
Ein weiterer Vorteil: Bei einem meiner Kanäle lade ich seit zwei Jahren keine neuen Videos mehr hoch und verdiene dennoch jedes Jahr 10.000 Euro – allein durch die Videos, die ich in der Vergangenheit erstellt habe. Und das ist komplett passiv. Vergleichen Sie das mal mit einem ETF-Sparplan. Um solche Renditen zu erzielen, müssten Sie zehntausende Euro investieren. YouTube-Kanäle hingegen bieten die Möglichkeit, mit relativ geringem Startkapital ein nachhaltiges und passives Einkommen aufzubauen.
Welchen Vorteil bietet die Gesichtslosigkeit gegenüber traditionellen Kanälen, bei denen YouTuber ihr Gesicht zeigen?
Die Gesichtslosigkeit bietet einige klare Vorteile gegenüber traditionellen Kanälen, bei denen YouTuber ihr Gesicht zeigen. Zum einen ist da natürlich die Anonymität: Nicht jeder möchte sich im Internet vor Millionen von Nutzern präsentieren oder vor die Kamera gehen. Ein gesichtsloser Kanal ermöglicht es, im Hintergrund zu bleiben und trotzdem Inhalte zu erstellen, die ein breites Publikum erreichen. Ein weiterer großer Vorteil ist die Skalierbarkeit. Traditionelle YouTube-Kanäle sind oft stark an die Person vor der Kamera gebunden, während bei gesichtslosen Kanälen viele Aufgaben delegiert werden können. Zum Beispiel können Voiceovers entweder von KI oder professionellen Voice Artists übernommen werden. Dadurch wird es möglich, gleichzeitig mehrere Kanäle aufzubauen und zu betreiben, was die Einnahmen und Reichweite deutlich steigern kann.
Was braucht es eigentlich für den Aufbau eines gesichtslosen Kanals – und wie hoch sind die Investitionskosten?
Für den Aufbau eines gesichtslosen YouTube-Kanals benötigt man in erster Linie ein motiviertes Team aus Freelancern, die man auf Plattformen wie »Fiverr« oder »Upwork« finden kann. Diese übernehmen Aufgaben wie Skripterstellung, Voiceovers, Videobearbeitung und Thumbnails. Die Investitionskosten hängen stark von der Art des Contents ab, den man hochladen möchte. Faktoren wie die Länge der Videos, die Häufigkeit der Veröffentlichungen und die Nutzung von KI zur Unterstützung spielen hier eine entscheidende Rolle. Wenn man alles outsourcen möchte und regelmäßig Videos veröffentlicht, sollte man mit monatlichen Kosten von 300 bis 500 Euro rechnen. Allerdings lässt sich diese Summe deutlich senken, beispielsweise auf unter 100 Euro pro Monat, wenn man KI für Aufgaben wie Voiceovers oder die Erstellung von Skripten einsetzt. Letztendlich hängt es von der individuellen Situation und den Zielen ab, wie hoch die anfänglichen Investitionen tatsächlich ausfallen.
Wie kann es gelingen, sich aus der Masse der YouTube-Kanäle abzuheben oder ist das für den finanziellen Erfolg eines Kanals gar nicht notwendig?
Es hängt stark von der gewählten Nische ab, ob man sich von der Masse abheben muss, um erfolgreich zu sein. In stark gesättigten Nischen ist es oft notwendig, einen einzigartigen Touch oder eine besondere Herangehensweise zu haben, um hervorzustechen. Es gibt jedoch auch Nischen, in denen ein Alleinstellungsmerkmal weniger entscheidend ist. In solchen Fällen reicht es aus, bestehende Erfolgsformate aufzugreifen und konsequent umzusetzen. Durch ausreichende Recherche mit speziellen Tools kann man außerdem erfolgreiche Formate aus einer Nische identifizieren und auf eine andere Nische übertragen. Dadurch entsteht oft etwas Neues und Einzigartiges, ohne dass man das Rad komplett neu erfinden muss.
Was meinen Sie: Wird sich die Content-Erstellung für YouTube in den kommenden Monaten verändern – und falls ja, wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Ja, die Content-Erstellung für YouTube verändert sich ständig. Besonders spürbar ist dies, wenn neue KI-Tools auf den Markt kommen. Diese Technologien haben in den letzten Jahren einen enormen Einfluss auf die Art und Weise gehabt, wie Inhalte produziert werden. Ich finde diese Entwicklung äußerst spannend, da sie uns als Kanalbetreibern viele Möglichkeiten bietet. KI-Tools machen den gesamten Prozess nicht nur schneller, sondern auch einfacher und effizienter. Aufgaben wie Skripterstellung, Voiceovers oder Videobearbeitung können mittlerweile in einem Bruchteil der Zeit erledigt werden, die früher dafür nötig war. Diese Veränderungen eröffnen neue Chancen für Kreative, mehr Kanäle zu betreiben oder Inhalte in höherer Frequenz und Qualität zu produzieren. Gleichzeitig erfordert es jedoch auch, dass man flexibel bleibt und sich kontinuierlich an neue Technologien anpasst, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Unser Gesprächspartner:
Bereits in der Schule stand für Fynn Röber fest, dass er seinen Lebensunterhalt einmal mit YouTube verdienen würde. Heute zeigt er anderen, wie sich durch die Plattform ein regelmäßiges Einkommen von bis zu 10.000 Euro erzielen lässt.
Beitragsbilder: Rian Arthur; Fynn Röber