Ein Gastbeitrag von Winfried Küppers
Stellenabbau, Inflation, wirtschaftlicher Abschwung: Die aktuellen Meldungen über den Zustand Deutschlands lassen nicht gerade auf eine rosige Zukunft hoffen. Oder doch? Wagen wir einen Blickwechsel und schauen einmal ganz nüchtern, was in diesem Land schon gut läuft und wo noch Luft nach oben ist.
Besser als die Stimmung
Was mich in Hinblick auf die Zukunft Deutschlands optimistisch stimmt, sind die vielen Gespräche, die ich mit Firmenlenkern im ganzen Land führe. Hier habe ich Einblicke in Unternehmen, deren Mitarbeiter und Entscheider in den letzten Jahrzehnten hart gearbeitet und so dazu beigetragen haben, dass Deutschland auf einem stabilen Fundament steht, das nicht so leicht ins Wanken gerät. Und ich erkenne einen weiteren, wesentlichen Erfolgsfaktor: Ganz viele Firmen werden von den richtigen Menschen geführt.
Erfolgreiche Menschen führen erfolgreiche Unternehmen
Doch was zeichnet die richtigen Firmenlenker aus? Also die wirklich erfolgreichen Entscheider. Die, deren Unternehmen nicht nur kurzfristig gute Zahlen schreiben, sondern die, die einen wesentlichen Beitrag zu einem erfolgreichen Deutschland leisten? Sie haben sich eine gewisse Menschlichkeit bewahrt, denken über den Tellerrand und ihr eigenes Ego hinaus. Sie entscheiden nicht rein rational, sondern lassen bei sich selbst und bei ihren Mitarbeitern Kreativität zu. Diese richtig erfolgreichen Menschen bekommen die Balance zwischen dem Streben nach eigenem Erfolg und dem Wohl der Anderen, zwischen Individualismus und Kollektivismus, gut hin.
Das Gegenteil davon haben wir in den vergangenen Jahren bei einigen großen Automobilherstellern erlebt: Der eigene Erfolg stand bedingungslos an erster Stelle – auch wenn das bedeutete, die Zulieferer aus dem Mittelstand gnadenlos auszupressen. Die Auswirkungen dieses Handelns spüren wir gerade …
Gut also, dass einige Firmen ihr Führungspersonal in den letzten Jahren ausgetauscht haben. Verwalter mussten Platz machen für Entscheider, die wirklich vorangehen. Ein wichtiger Schritt, der nicht nur einzelnen Unternehmen, sondern der Wirtschaft als Ganzes dient.
Erfolg braucht Entspannung
Wann haben Sie sich das letzte Mal aus dem Arbeitsalltag bewusst zurückgezogen, um kreativ zu sein? Um sich zu entspannen, dafür zu sorgen, dass Sie nicht zu viel im eigenen Saft schwimmen, und auf andere Ideen zu kommen?
Kreativität ist ein wichtiger Schlüssel, um als Land wieder innovativer, wieder erfolgreicher zu sein. Die Fähigkeit, sich zu entspannen, Sorgen und Ängsten mit Gelassenheit und Klarheit zu begegnen, fördert diese Kreativität und damit den Erfolg. Und diese Fähigkeit erkenne ich bei immer mehr Entscheidern.
Ich freue mich darüber, dass in Deutschland wieder mehr Patente angemeldet werden. Zwar ist die Zahl der neugegründeten Start-ups rückläufig, dafür ist die Überlebensquote der neugegründeten Ideenschmieden gestiegen. Ein gutes Zeichen, auch wenn im Bereich Innovationen und Kreativität sicher noch Luft nach oben ist.
Fähige Entscheider in Konzernen haben bereits das große Potenzial von Think Tanks, Corporate Start-ups und Co. erkannt. Sie haben erkannt, wie wichtig für den Erfolg eine Zusammenarbeit ist, die sich von Anspannung, Ängsten und Sorgen freimachen kann.
Keine Sorge
Dass einige Firmen gerade Stellen abbauen oder sogar ganze Werke schließen müssen, stimmt mich nicht sorgenvoll – und das sollte es Sie auch nicht. Die allermeisten Menschen, die ihre Anstellung verlieren, werden von anderen Branchen mit offenen Armen aufgenommen, schließlich werden Fachkräfte immer noch gesucht. Als Land wachsen wir daran, wenn kaputte Strukturen Platz für neue machen.
Ich meine: Was unsere Wirtschaft jetzt braucht, sind noch mehr Firmenlenker, die nicht nur auf ihren eigenen Erfolg aus sind, sondern ihren Blick öffnen: für die Menschen in ihrem Unternehmen, für die Umwelt, für die Verantwortung, die sie in unserem Land tragen. Und verlässliche Regeln aus der Politik, auf die sie sich einstellen können. Eine stabile, handlungsfähige neue Regierung, die wir hoffentlich in ein paar Wochen bekommen, wäre schon mal eine gute Voraussetzung dafür.
Der Autor: Winfried Küppers ist führender Vorstandsberater und Vertriebsanalyst im Steinbeis-Verbund und Managing Director von V-ZUG Deutschland. Zudem ist er leitender fünffacher Familienvater beim »Küppers-Verbund« und Buchautor, unter anderem von »Der verkannte Riese: Warum es Deutschland besser geht, als wir glauben«.