Deutschland droht abzusteigen. Nein, Deutschland steigt schon ab! Im internationalen Ranking der Wettbewerbsfähigkeit stürzt Deutschland um sieben Plätze auf Rang 22 zurück. Die politischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre machen sich nun immer mehr bemerkbar. Auf der einen Seite ist die langsame Bürokratie eine Investitionsbremse für Firmen und Gründer, auf der anderen Seite die mangelnde Planungssicherheit und hohen Abgaben und Steuern. Immer mehr Unternehmen und auch Bürger verlassen das Land. Und zu guter Letzt krönt eine schlechte Demografie und der Fachkräftemangel den Abstieg.
Adieu, erste Liga!
Die politischen Fehlentscheidungen, erst der Merkel Ära und nun der Ampelregierung, machen sich nun peu à peu bemerkbar. Selbst Außenministerin Baerbock muss sich eingestehen: Die Sanktionen gegen Russland wirken nicht wie erhofft – wenn dann nur gegen uns selbst denn Russland wächst dieses Jahr um 1,5 Prozent während Deutschland in der Rezession ist und um 0,3 Prozent schrumpft.
Durch den weltweit höchsten Strompreis sind viele Industriezweige in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig. Immer mehr qualifizierte Arbeitskräfte und Unternehmen zieht es auf der Suche nach einer planbareren und glücklicheren Zukunft in andere Länder. Ausländische Investoren bleiben in diesem unsicheren Terrain fern oder können nur mit Milliarden Steuersubventionen angelockt werden wie zB. Intel und TSMC. Das dieser pressetechnisch ausgebauterer Erfolg teuer erkauft würde, wird schulterzuckend hingenommen. Aber eine Million Euro (Intel) oder gar die 2,5 Millionen Euro pro Arbeitsplatz bei TSMC sind sicherlich kein Schnapper.
Parallel steigt die Insolvenzquote auf ein Siebenjahreshoch. Die Gründe: die gestiegenen Zinsen lassen nun die Zombies umkippen und die Unternehmen sind unter anderem wegen den hohen Energiepreisen nicht mehr wettbewerbsfähig. Schlagzeilen wie »Schock in Uhingen: Auto–Zulieferer Allgaier ist pleite« oder »Insolvenzen: Erst die Weck–Gläser, jetzt der Römertopf« dürfte niemanden mehr überraschen.
Jetzt könnten einige meinen: Na und? Insolvenzen hat es ja immer schon gegeben und uns geht es doch vergleichsweise gut. Doch weit gefehlt!
Der Wohlstand Deutschlands den wir nicht mehren, sondern von ihm zehren, wurde in der Zeit des Wirtschaftswunders hart erarbeitet und wird nun innerhalb weniger Jahre durch eine undurchdachte Politik verbraten.
Nach einem Ranking des Lausanner Research–Instituts fällt Deutschland im internationalen Vergleich um sieben Plätze ab und kommt nur noch auf den 22. Rang. Zweitklassigkeit. Vor uns liegen unter anderem natürlich die Schweiz, die skandinavischen Länder und Irland. Alles Nationen die vor allem durch niedrigere Steuern, eine bessere Infrastruktur und erfolgreichere Digitalisierung die Nase vorn haben. Für die Bewertung wurden des Weiteren die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes und die Effizienz des Staates verglichen. Als Gründe für den Abstieg werden zum Beispiel zu hohe Strompreise und eine starke Inflation genannt. Erstaunlich ist auch, dass Deutschlands Haltung – immer auf die Außenwirkung und die Vermittlung des eigenen Weltbilds, mittels moralischem Zeigefinger, bedacht – scheinbar im Ausland nicht besonders großen Anklang findet. In der Kategorie „Werte und Haltungen“ bedeutet das nur noch Platz 44.
Dieser Abstieg Deutschlands lässt sich auch an den Baugenehmigungen ablesen. –31,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Überraschen dürfte das nicht. Durch die hohe Inflation und steigenden Bauzinsen wird das Eigenheim für viele Bürger unbezahlbar. Das spiegelt sich natürlich auch in den Statistiken wider.
Zumindest bei den Steuern bleibt Deutschland aber erstklassig. Bereits 2021 schrieb das Handelsblatt, in Bezugnahmeauf eine OECD–Studie: »In keinem anderen Land müssen Arbeitnehmer so hohe Steuern und Abgaben zahlen wie in der Bundesrepublik. Und anders als oft behauptet werden auch Familien kräftig zur Kasse gebeten.»
Dieses dürfte wohl einer der Hauptgründe sein, warum vor allem Fachkräfte aus Deutschland auswandern. Das bestätigt ein Artikel des »MDR«, in welchem eine Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) angeführt wird. Hier heißt es: »Aber wer sind die Menschen, die Deutschland verlassen? In der Mehrheit gehen hoch qualifizierte Fachkräfte: Fast drei Viertel von ihnen haben ein Studium abgeschlossen.«
Es beginnt eine Negativspirale, denn je weniger Fachkräfte es in einem Land gibt, desto unattraktiver ist der Wirtschaftsstandort auch für ausländische Unternehmen. In der Folge fehlen dem Land Steuereinnahmen um in die Infrastruktur zu investieren. Man könnte diese Ereigniskette noch viel detaillierter fortsetzen. Aber es zeigt sich schon jetzt, dass die Investitionen in die deutsche Wirtschaft massiv zurückgehen. Wir sehen eine »schleichende Investitionsflucht«: 2022 flossen 132 Milliarden US-Dollar mehr Direktinvestitionen ab, als in Deutschland investiert wurden. Unter 46 Staaten war das der stärkste Abfluss. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.
Fakt ist: Sinkende Wettbewerbsfähigkeit, schrumpfende Produktivität, immer weniger Investitionen in den Standort Deutschland, was zu steigenden Arbeitslosenzahlen und sinkenden Steuereinnahmen führt und insgesamt zu einem Wohlstandsverlust. Eine fatale Abwärtsspirale mit gigantischen Kollateralschäden für unser Sozial- und Rentensystem.
Lösungsvorschläge für den Wiederaufstieg in die erste Liga
Die Baustellen sind viele.
Ein Hauptproblem ist die Energie. Wir sollten die Energiewende auf den Prüfstand stellen und ggf. stoppen/verschieben, um damit die Unsicherheit zu nehmen. Acht Atomkraftwerke könnten zeitnah wieder ans Netz angeschlossen werden und so emissionsfreien und sicher, planbaren Strom erzeugen. Das sollte schnellstens umgesetzt werden. Wir könnten uns wieder autark machen und für den Übergang die Kohle- und Gasförderung reaktivieren. Selbst Öl haben wir in der Nordsee und in Norddeutschland.
Parallel brauchen wir eine bessere Familien- und Kinderpolitik sowie Bildung, um die negative Demografie zu stoppen. Hierfür benötigt es 2,1 Kinder pro Familie.
Zudem braucht es eine gezielte Einwanderung und wir müssen die Bürokratie massiv abbauen und gründerfreundlicher werden. Apropos Abbau: Auch die Staatsquote muss abgebaut werden und endlich einen schlanken digitalen Staat implementieren. Auch Steuersenkungen würde der Standort Deutschland sowohl für Fachkräfte, als auch für Unternehmen wieder attraktiver machen. So bliebe den arbeitenden Bürgern am Ende des Monats mehr Geld für Konsum oder eigene Investitionen. Und auch Unternehmen könnten dann mehr Investitionen in Digitalisierung und in die Ausbildung von Fachkräften stecken. Eine Mammutaufgabe ist auch eine Steuerreform. Hier fordere ich schon lange, dass wir alle 39 Steuern abschaffen und lediglich eine höhere Mehrwertsteuer einführen, so dass wir unsere Steuererklärung jedes Mal kostenlos abgeben, wenn wir bezahlen. Der nette Nebeneffekt: Wir würden nicht nur Steuerberater und Papier sparen, sondern auch Finanzbeamte. Die Frage ist: Sind wir bereit neue Wege zu beschreiten und am alten zu rütteln? Die Vergangenheit zeigt leider, dass es immer erst schlimmer werden muss, bevor man am Status Quo was ändert. Aber Fakt ist: Nur wenn wir jetzt tatsächlich einen radikalen Paradigmenwechsel einläuten kann Deutschland prosperieren und wieder in die erste Liga aufsteigen.
Der Autor:
Marc Friedrich ist Finanzexperte, Redner, Vordenker, Freigeist und Gründer. Darüber hinaus ist er als »Spiegel«-Bestseller-Autor einer größeren Öffentlichkeit bekannt.
Bilder: Depositphotos / diadis; David Bornscheuer