Weltweit leiden Industrie und Handel seit Monaten unter Materialmangel, Lieferschwierigkeiten und Produktionsstopps. Gerade hatten wir darüber berichtet, dass laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut ifo mittlerweile über 77 Prozent der Unternehmen in Deutschland unter Engpässen und Problemen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten leiden. Jetzt befürchten Experten, dass kriminelle Cyber-Banden die Situation noch verschlimmern könnten. Der zum Allianz-Konzern gehörende Industrieversicherer AGCS warnt vor einer steigenden Zahl von Online-Erpressungsangriffen auf die ohnehin stockenden globalen Lieferketten. In ihrem gerade erschienenen »Cyber Report« warnen die Experten, dass Unternehmen, die für Wirtschaft und Gesellschaft essenzielle Güter ausliefern, zu den besonders gefährdeten Zielscheiben gehörten.
Ein weiteres Angriffsziel seien IT-Dienstleister, deren Systeme mit einer Vielzahl von Rechnern in Kundenunternehmen vernetzt sind. Auf diesem Weg könnten Cyber-Kriminelle innerhalb kurzer Zeit Erpressungssoftware auf einer Vielzahl von Rechnern unterschiedlicher Unternehmen installieren. Und nicht nur die Zahl der Angriffe steigt. Auch die Höhe der Summen, die die Erpresser fordern, hat laut dem Versicherer extrem zugenommen. Vor fünf Jahren seien bei Online-Erpressungsfällen noch 5.000, 6.000 oder 7.000 Euro gefordert worden. 2020 gab es bereits einzelne Forderungen von 30 Millionen Dollar, heutzutage gäbe es bereits Forderungen in Höhe von 50 Millionen Dollar. Außerdem werde auch der Aufwand zur Wiederherstellung blockierter Systeme teurer und langwieriger. Viele der Cyber-Angriffe könnten abgewehrt oder im Schaden begrenzt werden. Hinter achtzig Prozent der Schäden stünden laut AGCS-Manager Michael Daum einfach Fehler wie veraltete Betriebssysteme.
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