Trotz der breiten Unterstützung und der weltweiten Medienaufmerksamkeit ist das Vorhaben einer Gewerkschaftsgründung von Amazon-Mitarbeitern in Alabama gescheitert. Am Freitag hatten 3.215 der mehr als 5.800 Mitarbeiter des Logistikzentrums abgestimmt. Bei einer Mehrheit von 1.798 Gewerkschaftsgegnern zu 738 Befürwortern wurde die Auszählung der Stimmen abgebrochen. Ein Wahlergebnis zugunsten der Gewerkschaft war zu diesem Zeitpunk schon unmöglich geworden. Das geht aus dem Ergebnisbericht der National Labor Relations Union hervor.
Die Initiative der Lagerarbeiterorganisation RWDSU hatte für internationales Aufsehen und Debatten über die Arbeitsbedingungen in dem Konzern gesorgt. Zuletzt stand Amazon wegen seines entschiedenen Vorgehens gegen die geplante Gewerkschaftsorganisation in der Kritik. Unter anderem sorgten Flyer auf den Mitarbeiter-Toiletten im Logistikzentrum Bessemer für Aufruhr. Ein Hauptargument des Onlinehändlers gegen die Notwendigkeit einer Gewerkschaft sind die überdurchschnittlichen Löhne und Zuschüsse, die er an seine Mitarbeiter zahle.
Nach der Veröffentlichung des Abstimmungsergebnisses werfen Gewerkschaftsbefürworter dem Konzern Wahlmanipulation vor. „In seinen Anstrengungen, die eigenen Mitarbeiter in den Wahnsinn zu treiben, hat Amazon keinen Stein auf dem anderen gelassen“, sagt Stuart Appelbaum, Präsident der RWDSU, in einer Pressemitteilung. „Wir werden Amazons Lügen, Täuschungen und illegalen Aktivitäten nicht kritiklos hinnehmen.“ Die RWDSU fordert eine umfassende Untersuchung einer möglichen Wahlmanipulation durch den Onlinehändler.
Trotz der Kontroverse um die Arbeitsbedingungen in dem Konzern hat Amazon massiv von dem pandemiebedingten Lockdown profitiert. Im vergangenen Jahr nahm der Umsatz um 28 Prozent auf rund 386 Milliarden US-Dollar zu. Damit verdoppelte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als 21 Milliarden US-Dollar.