Martin Winterkorn hatte immer bekundet, nichts von den Abgas-Manipulationen bei Volkswagen gewusst zu haben. Mit seinem Rücktritt im September 2015 übernahm er gezwungenermaßen trotzdem die Verantwortung. „Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin“, so der VW-Boss damals.
Jetzt berichtet die „Bild am Sonntag“, dass der Ex-Konzernlenker schon deutlich früher von den illegalen Trickserei gewusst haben soll. Die Zeitung zitiert interne Dokumente. So soll Winterkorn fast eineinhalb Jahren vorher einen Brief von einem Vertrauten bekommen haben: „Es ist zu vermuten, dass die US-Behörden die Volkswagen-Systeme daraufhin untersuchen werden, ob Volkswagen eine Testerkennung in die Motorsteuergeräte-Software implementiert hat.“
Martin Winterkorn selbst wollte sich dazu nicht äußern. Wegen der laufenden Ermittlungen wollte auch ein Volkswagen-Sprecher den Vorgang am Wochenende nicht kommentieren. Im April will VW interne Ermittlungen der selbst beauftragten Kanzlei Jones Day bekanntgeben.
Winterkorn war wegen der Abgas-Affäre am 23. September 2015 zurückgetreten. Er übernahm damit die Verantwortung für die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren, obwohl er nach eigenem Bekunden keine Kenntnis von den Manipulationen hatte.
Wirtschaft TV-Chefredakteur Manuel Koch meint: „Der VW-Konzern will zwar alle Fakten auf den Tisch legen, das geschieht aber nur scheibchenweise. Winterkorn, der mit Zollstock jeden Zentimeter an den Autos selbst nachgemessen hat, war tief in der Fahrzeug-Produktion drin. Für viele Experten ist es schon unglaubwürdig, dass gerade er von den Manipulationen gar nichts gewusst haben soll. Weitere Details werden also noch spannend werden.“
Foto: By Volkswagen Sweden [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons