Wenn am heutigen Freitagabend die Europameisterschaft mit dem Spiel Deutschland gegen Schottland eröffnet wird, könnte es wieder eng werden in den Kneipen Europas. Und nicht nur beim sogenannten Public Viewing finden sich zahlreiche Menschen zusammen, um gemeinsam der Lieblingsmannschaft zuzujubeln und – je nach Ausgang des Matches, auch nach dem Spiel ausgelassen zu feiern, auch die ein oder andere Gartenparty könnte steigen – oder die Familien machen es sich zusammen vor dem Fernseher gemütlich.
Chips, Bier sowie weitere Speisen und Getränke stehen bereit, Fähnchen werden geschwenkt und das Gesicht in den Nationalfarben des favorisierten Landes bemalt. Welche Auswirkungen dieses EM-Fieber auf die deutsche Wirtschaft haben wird, kann derzeit nur vermutet werden – dass sie zumindest kurzfristigen Aufwind erhalten wird, gilt angesichts der meisten Prognosen als sicher:
Im Jahr 2006, als Deutschland Gastgeber der Weltmeisterschaft war, stieg der Bierkonsum jedenfalls um fünf Prozent, wie »ntv« berichtet.
Und auch Airlines, Gastronomen und nicht zuletzt der Sportartikelhersteller Adidas hoffen auf den EM-Effekt. Auch größere Ausgaben, die üblicherweise nur mittelbar mit dem Sportevent in Verbindung stünden, könnten gerade jetzt getätigt werden, prognostiziert Andreas Pohlmann vom Institut für Sportwissenschaft gegenüber der »Tagesschau«: »Diejenigen, die sowieso darüber nachdenken, sich möglicherweise einen neuen Fernseher anzuschaffen und gleichzeitig fußballbegeistert sind, die sagen sich: Wir haben EM. Wir haben die Olympischen Sommerspiele in Paris. Warum sollen wir uns den Fernseher nicht jetzt kaufen statt erst zu Weihnachten?« erklärt er hier. 3,8 Milliarden Euro könnten so insgesamt zusätzlich eingenommen werden, wie der Handelsverband »HDE« berichtet.
Doch beim genaueren Blick klingen die Einschätzungen schon vorsichtiger: Denn vermehrt wird darauf verwiesen, dass der ansteigende Konsum nur von kurzer Dauer sein könnte. »Der Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Das, was eine Familie ausgibt an Tickets für den Besuch eines Spiels, kann sie nicht mehr fürs Kino ausgeben oder für andere Freizeitaktivitäten. Das Geld ist ja nicht beliebig vermehrbar«, erläutert etwa Pohlmann. In den überwiegenden Prognosen bekannter Wirtschaftsinstitute wie »IW Köln«, »DIW Berlin«, »Ifo«, »IWH« wird somit bereits von einem wirtschaftlichen Nullsummenspiel ausgegangen, berichtet die österreichische Zeitung »Standard«.
Einen Profiteur gebe es aber dennoch: Die UEFA . Der Dachverband des europäischen Fußballs rechnet jedenfalls mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro.
AS