Chinas globales Infrastrukturprojekt, die sogenannte Neue Seidenstraße, gerät zunehmend in Kritik. Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet, seien Schwellen- und Entwicklungsländer weitaus stärker in China verschuldet als bisher bekannt. Die chinesische Regierung nutze diese Abhängigkeit politisch aus. Das habe die Untersuchung des universitären US-Forschungsinstituts AidData in Williamsburg ergeben. Darin wurden Entwicklungsprojekte von 95 Geberländern und -organisationen seit 1945 in einer Datenbank zusammengeführt und ausgewertet. Während Länder wie die USA, Japan oder Deutschland zwei Drittel bis drei Viertel ihrer Entwicklungshilfen in Form von echten Zuschüssen vergeben, finanziert China Entwicklungsprojekte offenbar zu etwa 97 Prozent über Darlehen. Damit schafft die chinesische Regierung eine große Abhängigkeit der Empfänger. Diese Kredite werden laut AidData oft auf verschlungenen Wegen vergeben. Die Schulden würden dem Debtor Reporting System der Weltbank systematisch nicht gemeldet, da die Kredite oft an Finanzvehikel vergeben würden, die zwar dem Staat zugeordnet seien, nicht aber im öffentlichen Haushalt auftauchten. Als extremes Beispiel wird das Land Laos genannt. Bereits die offizielle Verschuldung des Landes gegenüber China beträgt 29 Prozent der gesamten eigenen Wirtschaftsleistung des Landes. Hinzu kommen jedoch weitere 35 Prozent an verdeckten Schulden, sodass Laos mittlerweile mit fast zwei Dritteln seiner Wirtschaftsleistung in China verschuldet ist. Eine Auswertung von 100 eigentlich geheimen Verträgen durch ein internationales Forscherteam hatte bereits im März dieses Jahres ergeben, dass die chinesische Regierung ungewöhnliche Bedingungen stellt. So kann China, wenn es mit den Entwicklungen oder der Politik im Schuldnerland nicht einverstanden ist, einen Kredit zurückziehen und die gesamte Summe sofort zurückfordern, was den betroffenen Ländern in der Praxis gar nicht möglich ist.
Bildquellen: IMAGO / Xinhua, IMAGO / agefotostock