Die deutsche Autoindustrie steht offenbar vor einem Umbruch. Aktuell beklagen die Autobauer und ihre Zulieferer laut dem Münchener ifo-Institut den größten Materialmangel seit 1991. Besonders Computerchips fehlen. Betroffen sind sowohl die Automobilhersteller als auch ihre Zulieferer. Kurzarbeit und komplette Produktionsstillstände sind die Folge. Dennoch laufen die Geschäfte so gut wie seit drei Jahren nicht mehr. Das Barometer für die Geschäftslage stieg im Juli auf 56,8 Punkte – das ist der beste Wert seit Juli 2018. Doch was so klingt wie die Rückkehr zum gewohnten Geschäft, kann nur eine Zwischenphase sein. Der Umstieg auf Elektroantriebe erfordert Investitionen in Milliardenhöhe. Dazu kommt eine massive Veränderung des Arbeitsmarktes. Einige Forscher erwarten einen Abbau von bis zu 200.000 Jobs. Schließlich benötigt ein E-Motor nur etwa 15 Prozent der beweglichen Teile gegenüber einem modernen Diesel oder Benziner. Auch die Art der benötigten Fachkräfte gehört zum Wandel. Laut einer von der Wirtschaftswoche in Auftrag gegebenen Analyse des Auto-Jobmarkts sorgen Elektromobilität und rasante Digitalisierung der Fahrzeuge auch für einen Mangel an IT-Fachkräften in der Automobilindustrie. Und vielleicht steckt darin auch eine Job-Chance. Denn laut der von Textkernel durchgeführten Analyse gibt es einen als Tesla-Effekt erkennbaren Trend. In Grünheide bei Berlin baut der US-Pionier derzeit seine bislang vierte Großproduktion, nach Fremont, Reno und Shanghai. Das sei auf dem Arbeitsmarkt deutlich ablesbar. Tesla übertraf mit der Anzahl seiner Stellenausschreibungen im ersten Quartal des Jahres 2021 alle anderen deutschen Automobilhersteller. Im März und April hatten die Amerikaner 1.300 von gut 2.000 Stellen in der Autoindustrie offen. Mittlerweile hat Tesla immerhin noch rund 600 Stellen ausgeschrieben, VW und Daimler je rund 350.
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