2019 wurde erstmals eine Studie über Deutsche Aus- und Einwanderer erstellt, die sich mit den Beweggründen der Aus- und Rückwanderer auseinandersetzt. 10.000 Deutsche im Alter zwischen 20 und 70 Jahren wurden befragt, die im Zeitraum von Juli 2017 bis Juni 2018 ihren Hauptwohnsitz aus Deutschland ins Ausland oder aus dem Ausland nach Deutschland zurückverlegt hatten. Die erhobenen Daten lassen erstmals repräsentative Aussagen über die Bevölkerungsbewegung der Deutschen zu.
Berufliche Karriere ist Haupt-Pullfaktor
Der Hauptgrund für das Auswandern ist beim Großteil der Emigranten beruflich. Dreiviertel der jährlich auswandernden Bundesbürger sind Akademiker. Sie hoffen im Ausland auf ein höheres Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Aufstiegschancen. Prof. Dr. Marcel Erlinghagen, einer der Forscher der Universität Duisburg-Essen, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut die Studie erstellte, betonte, dass es sich meist um ein Gesamtpaket an Motiven handle, in dem berufliche Gründe die zentrale Rolle spielen. 58 Prozent der Befragten sahen die Karriere als Hauptgrund für das Ein- oder Auswandern und 29 Prozent der Studienteilnehmer begründeten die Verlegung des Lebensmittelpunkts mit dem Beruf des Partners.
Die Zahlen geben den Auswanderern, die sich eine bessere berufliche Zukunft wünschen, recht. Deutsche Emigranten haben nach einem Jahr Arbeit im Ausland durchschnittlich 1.200 Euro mehr zur Verfügung. Dies gilt auch wenn man Kaufkraft und Lebenshaltungskosten auf das jeweilige Land anpasst.
Gestiegene Lebensqualität
Natürlich ist der Schritt in ein fremdes Land nicht immer einfach. Es gibt unzählige Dinge zu beachten und besonders der Anfang kann sehr schwer sein. Doch wird trotzdem die Hoffnung auf höhere Lebensqualität und einen entspannteren Alltag als weitere wichtige Gründe für die Entscheidung eines Ortswechsels angegeben. Fast jeder Fünfte gibt an, in Deutschland unzufrieden gewesen zu sein und deswegen den Schritt in ein anderes Land gewagt zu haben. Auffällig ist, dass deutlich mehr Frauen (23 %) als Männer (11 %) aus dem Berufsleben ausscheiden. Dies ist aber keine Benachteiligung der Frauen, sondern kann auf die Entscheidung vieler Familien zurückgeführt werden, im Ausland ein traditionelles Familienleben zu leben. So bleiben die Frauen häufig zuhause, um sich um Haushalt und Nachwuchs zu kümmern, während der Mann den Großteil des Lebensunterhalts der Familie verdient.
Kein Brain Drain
Trotz der hohen Anzahl an hoch qualifizierten Arbeitskräften unter den Auswanderern sieht die Regierung keine Gefahr eines Brain Drains. Die Abwanderung von Akademikern gleicht sich mit der Einwanderung gut gebildeter Ausländer und Staatsbürger wieder aus. Häufig kehren die Auswanderer auch nach mehreren Jahren im Ausland und mit neuer wertvoller Erfahrung wieder ein. Es handelt sich also eher um „Brain Circulation“.
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