Ein Gastbeitrag von Marc Friedrich
Panik an den Börsen, eskalierende Handelskonflikte und Gold auf einem absoluten Allzeithoch von über 3.300 US-Dollar. Viele denken, Trump agiere chaotisch, erratisch, ohne Plan und sehen darin das Vorbeben einer kommenden Krise. Doch was, wenn all das kein Zufall ist? Was, wenn der vermeintliche Kontrollverlust in Wahrheit ein strategisches Kalkül ist? Während Politiker weltweit auf Sicht fahren, hat Donald Trump einen ganz anderen Plan. Hinter den Kulissen orchestriert er eine geo-ökonomische Zeitenwende mit einem Ziel, das ebenso simpel wie radikal ist: die finanzielle Vorherrschaft der USA, um jeden Preis zu sichern. Wer glaubt, es ginge hier nur um Zölle oder Börsenturbulenzen, hat das große Ganze noch nicht erkannt. Es geht um nichts Geringeres als um unser Geld und eine neue Geldordnung.
Woher kommen wir?
Wer verstehen will, was gerade passiert, muss einen Schritt zurücktreten und sich das Fundament anschauen, auf dem unser gesamtes Geldsystem ruht. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems im Jahr 1971 gibt es keinen Anker mehr. Der US-Dollar ist nicht mehr durch Gold gedeckt, sondern durch Vertrauen. Vertrauen in die Stabilität, die Kreditwürdigkeit und die Macht der Vereinigten Staaten. Doch genau dieses Vertrauen wird seit Jahren von oberster Stelle gebrochen, mit den Füßen getreten und wir sehen ein Vertragsbruch nach dem anderen. Das westliche Finanzsystem basiert seitdem auf einer permanenten Expansion von Kredit, Schulden und Liquidität, ein auf Pump aufgebautes Kartenhaus, dessen Stabilität nur durch ständiges Wachstum und Kapitalzufluss aufrechterhalten werden kann.
Und hier kommt das Triffin-Dilemma ins Spiel, ein struktureller Widerspruch, der wie ein unheilbares Geburtsproblem in das System eingebaut ist: Um der Welt genügend Dollar zur Verfügung zu stellen, müssen die USA konstant Handelsdefizite produzieren.
Gleichzeitig jedoch untergraben diese Defizite die langfristige Stabilität und Kreditwürdigkeit der USA. Es ist ein Teufelskreis. Und 2025 erreicht er seinen nächsten Höhepunkt: Die Vereinigten Staaten müssen in diesem Jahr über neun Billionen US-Dollar refinanzieren und dafür sind die jetzigen Zinsniveaus ein Dorn im Auge der US-Regierung, denn die Tragfähigkeit dieses Systems ist an ihrem Limit angekommen. Das Vertrauen in den Hegemonen und seine nachhaltige Kreditwürdigkeit schwindet.
In dieser Lage richtet sich der Fokus nicht mehr auf Aktienkurse. Wer jetzt noch auf den S&P 500 starrt, hat das Spiel nicht verstanden. Es geht nicht um kurzfristige Volatilität an den Märkten, sondern um strukturelle Macht. Und diese wird am Anleihemarkt entschieden. Der Anleihenmarkt ist mit 133 Billionen Dollar größer als der Aktienmarkt mit ca. 114 Billionen Dollar. Die Zinsen auf zehnjährige US-Staatsanleihen sind der entscheidende Pulsschlag für das gesamte Finanzsystem. Steigen sie zu stark, explodieren die Kosten für die Staatsfinanzierung und das System implodiert. Genau hier setzt Trumps Strategie an.
Wo stehen wir?
Statt zu reagieren, agiert er mit Zöllen, geopolitischen Spannungen sowie protektionistischen Drohkulissen und schafft damit gezielt Unsicherheit. Diese Unsicherheit erzeugt ein globales Kapitalbedürfnis nach „Sicherheit“. Und wo wird Sicherheit vermutet? Im US-Dollar und damit in US-Staatsanleihen. Das Problem ist nur, dass er den Bogen kurzzeitig überspannt hat und die Rendite der zehnjährigen-US-Staatsanleihe kurzzeitig bei unter 3,9 Prozent lag, gefolgt von einem erneuten Anstieg auf über 4,5 Prozent.
Erste Phase:
Daher muss Trump diesen Kapitalstrom stabilisieren und sichern, um damit den Refinanzierungsdruck der USA zu mindern und den Staatshaushalt abzusichern.
Sobald dieser Zustrom gesichert ist, beginnt die zweite Phase. Die schleichende, kontrollierte Abwertung des Dollars, wie wir sie derzeit beobachten können. In Kombination mit Zöllen entsteht ein doppelter Effekt: Die einheimische Wirtschaft wird gegenüber billigen Importen abgeschirmt, gleichzeitig wird der Export günstiger. Die USA machen sich attraktiver für Produktion, günstiger für Investoren und entlasten durch die Währungsabwertung ihre reale Schuldenlast. Kredite werden dadurch günstiger, die Industrie wettbewerbsfähiger und das Wachstum wieder stimuliert. Eine gezielte Reindustrialisierung durch monetäre Steuerung. Der dritte Schritt wäre dann die Senkung der Unternehmenssteuer in den USA auf 15 Prozent wie von Trump angekündigt. Spätestens hier würden dann viele Firmen anbeißen und in den USA produzieren, um Zölle zu umgehen, Steuern zu sparen und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Doch dieser Plan geht noch weiter. Denn Trump und seine Berater wissen: Vertrauen in Papiergeld ist endlich. In einer Welt zunehmender geopolitischer Fragmentierung braucht es neue Sicherheiten. Deshalb die Spekulationen über die Bitcoin-Reserve. Deshalb die öffentliche Forderung Trumps, die Goldreserven in Fort Knox zu überprüfen. Das ist mehr als symbolische Politik. Es ist ein möglicher Paradigmenwechsel: ein hybrides Währungsmodell, gedeckt durch reale Werte mit physischem Gold als Rückgrat der alten Ordnung, Bitcoin als strategisches Asset der digitalen Zukunft.
Wohin gehen wir?
Ein solcher Schritt würde das Vertrauen in den Dollar fundamental stärken und zugleich der Welt signalisieren: Die Vereinigten Staaten übernehmen wieder Verantwortung für den Wert ihrer Währung. Es wäre ein Machtwort gegen China und die BRICS-Staaten, die längst versuchen, sich vom Dollar zu entkoppeln. China reduziert seine US-Anleihebestände und akkumuliert physisches Gold und das Monat für Monat, sodass der Goldpreis bei einer historischen Marke von 3.300 US-Dollar notiert.
Auch Indien, Russland, Brasilien und andere Schwellenländer strukturieren ihre Reserven um. Es entsteht ein neues, multipolares Währungssystem, dezentral, rohstoffgedeckt und technologiebasiert.
Trumps Strategie ist somit mehr als Wirtschaftspolitik. Sie ist der Versuch, die fiskalische Hegemonie der USA in einer neuen Weltordnung zu sichern. Mit Zöllen, mit Kapitalkontrolle, mit Währungsmanagement. Während Europa zaudert und in Regularien erstickt, gestaltet Trump aktiv das neue Geldsystem mit. Er erkennt: Der nächste große Machtkampf wird nicht mit Panzern geführt, sondern mit Algorithmen, Handelsströmen und Vertrauensfragen.
Zentralbanken wie die FED und die EZB geraten zunehmend ins Hintertreffen. Ihre Spielräume schwinden. Erste Signale geldpolitischer Lockerungen sind bereits erkennbar. Die Geldmenge M2 wächst wieder, was historisch betrachtet ein verlässlicher Vorbote für den Anstieg realer Werte, wie Gold, Bitcoin und strategische Assets war. Die Märkte antizipieren bereits, was auf uns zukommt. Die Frage ist nicht, ob ein neues System kommt.
Wir stehen am Beginn einer neuen Weltordnung. Der Dollar verliert seine Monopolstellung. Gold und Bitcoin rücken ins Zentrum. Die Geldarchitektur von morgen wird nicht mehr in Washington alleine geschrieben, sondern zwischen Peking, Moskau, Dubai und Texas. Wer heute nicht erkennt, dass wir es mit einem systemischen Umbruch zu tun haben, wird morgen vom Tempo der Ereignisse überrollt. Jetzt ist die Zeit, umzudenken, umzuschichten und die Weichen für das nächste Kapitel der Finanzgeschichte zu stellen.
Es ist nicht mehr die Frage, ob das System kippt – sondern nur noch, wann.
Der Autor: Marc Friedrich ist erfolgreicher Sachbuchautor (7 SPIEGEL Bestseller in Folge), ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater.