Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), hat sich besorgt über die Auswirkungen der aktuellen Handelspolitik auf die US-Wirtschaft geäußert. In einer Rede in Chicago betonte er, dass die geplanten Zollerhöhungen deutlich über den Erwartungen lägen – mit spürbaren Konsequenzen: höherer Inflation und verlangsamtem Wachstum.
Powell verwies auf Anzeichen für eine Abschwächung der US-Wirtschaft im ersten Quartal. Zwar sei die Konjunktur derzeit noch stabil, doch die durch die US-Zölle verursachte Unsicherheit belaste Verbraucher, Unternehmen und Investoren. Besorgniserregend sei vor allem die inflationsfördernde Wirkung der Handelsspannungen. »Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass es sich um einen einmaligen Preisanstieg handelt und nicht um einen anhaltenden Inflationsprozess«, wird Powell in einem Bericht der »Tagesschau« zitiert.
Sein Kollege Christopher Waller hatte bereits zuvor vor schwerwiegenden Folgen für die US-Wirtschaft gewarnt. Powell kommentierte auch die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten. Zwar funktionierten Anleihen- und Aktienmärkte ordnungsgemäß, doch die Schwankungen zeigten, dass Investoren die neue Risikolage einschätzten. Auf die Frage, ob die Fed im Falle eines Börsencrashs eingreifen würde (ein sogenannter »Fed put«), verneinte Powell klar.
Trumps Zollpolitik sorgt für Börsenturbulenzen
Anfang April hatte US-Präsident Donald Trump einen Mindestzoll von zehn Prozent für alle Handelspartner angekündigt, für einige Länder wie die EU sogar bis zu 20 Prozent. Nach massiven Marktreaktionen ruderte Trump jedoch eine Woche später teilweise zurück und setzte die Maßnahmen für 90 Tage aus – der Grundzoll von zehn Prozent blieb jedoch bestehen. Die Unsicherheit über die Handelspolitik löste heftige Kurseinbrüche aus.
Die Fed hatte zuletzt den Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Während Powells Rede setzten die US-Aktien ihre Verluste fort, was die angespannte Stimmung an der Wall Street unterstrich.
MK