Ein Mangel an finanzieller Bildung führt dazu, dass viele junge Menschen zu wenig sparen. Falsche Vorbilder verleiten sie zudem zu einem Lebensstil, den sie sich nicht leisten können. Das verschenkt nicht nur Potenzial, sondern hat auch langfristig Folgen für die Gesellschaft, wenn künftige Rentnergenerationen in die Armut rutschen. Dabei hat theoretisch jeder die Möglichkeit, sein Geld zu vermehren. Vermögensexperte Jan Munderloh erklärt in unserem Interview, wann und wo die Jüngeren beim Thema Geld falsch abgebogen sind.
Welchen Herausforderungen stehen junge Menschen heute gegenüber, wenn sie finanziell unabhängig werden wollen?
Junge Menschen stehen heutzutage vor einer Vielzahl von Herausforderungen, wenn sie finanziell unabhängig werden wollen. Eine große Herausforderung ist das Überangebot und die Intransparenz vermeintlicher Erfolgsversprechungen. Heutzutage gibt sich jeder als Experte aus – aber wer hilft dir wirklich weiter, und wer will nur seine Kurse verkaufen?
Darüber hinaus werden junge Menschen heutzutage viel zu einfach von sozialen Medien abgelenkt, die wenigsten können noch fokussiert und produktiv an einer Sache arbeiten. Konzentriertes Arbeiten über einen längeren Zeitraum ist aber eine wichtige Eigenschaft für nachhaltigen Erfolg. Diese Eigenschaft ist bei den meisten allerdings zu einer Seltenheit geworden.
Was sind die häufigsten Fehler, die junge Menschen beim Vermögensaufbau begehen?
Einer der größten Fehler ist es, dass junge Menschen nicht rechtzeitig mit dem Sparen beginnen und auch nichts für ihre Altersvorsorge tun. Stattdessen überschulden sich viele von ihnen sogar mit Krediten, da sie ihr Geld hauptsächlich für Konsumgüter ausgeben, statt es in ihre Zukunft zu investieren. Sie leben über ihre Verhältnisse und haben keinen bewussten Umgang mit Geld.
Zudem sind junge Menschen vermehrt auf der Suche nach einem Schnell-Reichwerden-System, das es meiner Ansicht nach nicht gibt. Sie investieren leichtsinnig in unseriöse Angebote mit utopischen Renditeversprechungen oder verfolgen die Hoffnung, beispielsweise mit einem Kryptoinvestment mit sogenannten »Shitcoins« einen Glücksgriff zu machen. Allerdings überschätzen die meisten, was kurzfristig möglich ist, aber unterschätzen, was langfristig möglich ist.
Finanzielle Bildung ist in den Schulen nicht vorgesehen und nicht in allen Elternhäusern kann sie vorgelebt werden. Warum wird dieses Thema Ihrer Ansicht nach so vernachlässigt?
Das stimmt, ich hätte mir auch gewünscht, in der Schulzeit über Themen wie Unternehmensgründungen, Umgang mit Geld oder Wohlstandsaufbau belehrt zu werden. Solche Themen werden allerdings stark vernachlässigt. Aus meiner Sicht ist es aber auch gar nicht das Ziel unseres Schulsystems, dass jeder finanziell gebildet ist. Einige Branchen profitieren möglicherweise davon, dass Menschen finanziell ungebildet sind. Zudem würde dann jeder verstehen, dass es zum Beispiel langfristig keinen Sinn ergibt, seine wertvolle und begrenzte Lebenszeit gegen ein Stück Papier – dem Gelschein – zu tauschen.
Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten Geld zu verdienen. Doch scheint dieses Thema oft noch mit schnellem und unseriösem Geldmachen in Verbindung gebracht. Wie ist der Stand der Dinge aus Ihrer Erfahrung?
Das ist richtig, hier sollte man immer mit Vorsicht unterwegs sein. Grundsätzlich gibt es sieben Punkte, auf die ich bei einer Geldanlage achte: Eigentum, Sicherheit, Transparenz, Rentabilität, Verfügbarkeit, Inflationsschutz und Steuerfreiheit.
Wenn es beim Thema Geldverdienen um ein Vermittlungsgeschäft geht, frage ich mich stets, was mein Gegenüber davon hat, wenn ich das Geschäft mit ihm eingehe. Man sollte immer kritisch sein und gründliche Recherchen durchführen, bevor man sich auf digitale Geldverdienstmöglichkeiten einlässt.
Die meisten Menschen wachsen mit dem Mindset auf, dass man täglich acht Stunden arbeiten muss, um sein Leben zu finanzieren. Warum fällt es vielen schwer, diese Annahme zu überdenken?
Das ist absolut richtig. Die Herausforderung besteht in der Abhängigkeit gegenüber seinen Verbindlichkeiten und Verpflichtungen. Die Mehrheit hält am traditionellen Arbeitsmodell von acht Stunden Arbeit täglich fest, weil bei vielen die Angst vor Verlust größer als die Chance auf Gewinn ist. Daher entscheiden sie sich für die Sicherheit und Bequemlichkeit, weil sie sich mit einem regelmäßigen Gehalt und bestimmten Sozialleistungen abgesichert fühlen.
Weiterhin sind für viele Menschen alternative Arbeitsmodelle aufgrund von mangelndem Wissen nicht so zugänglich, denn viele haben auch einfach keinen konkreten Fahrplan, um sich vom traditionellen Angestelltenverhältnis zu lösen.
Einer der erfolgreichsten Finanzbuchautoren, Robert Kiyosaki, hat es gut auf den Punkt gebracht: »Reiche Menschen suchen und bauen Netzwerke, die restlichen suchen Arbeit.«
MK
Unser Gesprächspartner: Jan Munderloh ist Network-Experte und Gründer seines Unternehmens Retired Young Consult. Seine Vision ist es, jungen Menschen ein unternehmerisches Mindset und finanzielle Bildung mitzugeben.