Deutschland ist in der Rangliste der Pressefreiheit das dritte Jahr in Folge abgestiegen. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF). Hintergrund sind offenbar die Attacken gegen Medienschaffende, von denen es so viele gab wie noch nie zuvor. Die Organisation sieht die Bundesrepublik auf Platz 21, hinter Ländern wie der Slowakei und Samoa.
Der Abstieg um fünf Plätze sei vor allem mit dem Vorbeiziehen anderer Länder zu erklären, die sich stark verbessert hätten, teilte RSF in Berlin zum Tag der Pressefreiheit mit. In Deutschland hingegen wachse die Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten weiter an. Mit 103 physischen Angriffen dokumentiert RSF den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015.
Die Mehrheit der Attacken habe in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten stattgefunden. Obwohl die Corona-Pandemie 2022 abflaute, wurde, teils zu anderen Themen, weiterhin demonstriert, so dass Versammlungen auch 2022 die gefährlichsten Orte für die Presse geblieben seien. Zwei Drittel der Angriffe passierten dem Bericht nach in Ostdeutschland.
Die letzten Plätze der Liste belegen durchweg Regime in Asien, etwa Vietnam (178). Dort seien inhaftierte Medienschaffende teils entsetzlichen Haftbedingungen ausgesetzt. Sie würden misshandelt, isoliert und bekämen keine ärztliche Versorgung. Weiter verschlechtert habe sich auch die Lage in China (179). In keinem Land säßen mehr Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Recht erwartbar bleibe Nordkorea (180) auf dem letzten Platz, wo die Regierung keinerlei unabhängige Berichterstattung zulässt. Den ersten Platz nimmt zum siebten Mal in Folge Norwegen ein.