Bis zuletzt klammerte sich Boris Johnson an der Macht fest. Doch nun ist der konservative Politiker offenbar am Ende seiner Karriere angelangt. Der britische Premierminister will, Medienberichten zufolge, von seinem Amt als Parteichef der britischen Konservativen zurücktreten. Das meldet die Deutsche Presse-Agentur. Er wäre damit in Kürze auch sein Amt als Regierungschef los, wie die »BBC« unter Berufung auf Regierungskreise berichtet.
Johnson war in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten. Mehrere Kabinettsmitglieder waren zurückgetreten. Zuletzt hatte ihn sogar der erst vor wenigen Tagen ins Amt berufene Finanzminister Nadhim Zahawi zum Rücktritt aufgefordert.
Noch kurz zuvor hatte ein enger Johnson-Vertrauter verkündet, der Premier werde nicht aufgeben. »Der Premierminister ist in einer optimistischen Stimmung und wird weiterkämpfen«, sagte Johnsons parlamentarischer Assistent James Duddridge dem Sender »Sky News«. Johnson habe bei der vergangenen Parlamentswahl das Mandat von 14 Millionen Wählern bekommen und »so viel zu tun für das Land«.
Doch dann drehte sich der Wind. Johnson wolle noch bis zur Wahl eines Nachfolgers als Regierungschef im Amt bleiben, berichtete der Nachrichtensender Sky News unter Berufung auf Regierungskreise.
Ausgelöst wurde die jüngste Regierungskrise in Westminster durch eine Affäre um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Zuvor war herausgekommen, dass Johnson von den Anschuldigungen gegen Pincher wusste, bevor er ihn in ein wichtiges Fraktionsamt hievte. Das hatte sein Sprecher zuvor jedoch mehrmals abgestritten.