In seinem neuesten »Gloomboomdoom«-Marktkommentar wundert sich der Schweizer Börsenexperte Marc Faber darüber, dass manche Anleger davon ausgehen, die Gewinne per Aktie des amerikanischen S&P 500-Index würden weiter steigen. Die Eingriffe der US-Regierung in den Industriesektor, die Inflation, der Rückgang der Wirtschaft und steigende Zinsen lassen seiner Meinung nach in den nächsten drei Jahren nicht nur fallende Kurse erwarten, sondern auch herbe Enttäuschungen bei den Anlegern. Mit Verweis auf Wirtschaftsgrößen wie dem Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman und Investor Leon Levy kritisierte er die Politik der US-amerikanischen Wirtschaftsministerin Janet Yellen, die gesagt haben soll, eine Finanzkrise werde es zu »unseren Lebzeiten« nicht geben.
Schon Milton Friedman, den Faber zitiert, meinte einst, die amerikanische Zentralbank würde die Spirale der Inflation nach oben schrauben, indem sie die Wirtschaft mit Geld flute. Um einer Ausweitung der Inflation vorzubeugen, käme man aber Friedman zufolge an einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem vorübergehenden Rückgang der Wirtschaft nicht vorbei. Das würde letztlich weniger Geld kosten, als die Inflation einfach ungebremst wüten zu lassen. Und wenn das Haushaltsdefizit durch »Gelddrucken« finanziert würde, passiere genau das. Man müsse vielmehr die Aufwärtsspirale der Gesamtausgaben senken.
Marc Faber erinnerte auch an die Finanzkrise 2008, in der die US-Zentralbank und das Finanzministerium zahlreiche insolvente Banken gerettet haben und zitierte die US-Ökonomin Anna Schwartz, die meinte, dass man Unternehmen, die aufgrund falscher Entscheidungen vor dem Abgrund stehen, nicht retten sollte. Alles funktioniere viel besser, wenn falsche Entscheidungen bestraft würden und gute Entscheidungen einen reich machten. Aber: „So ist die Welt in den letzten Jahren nicht gelaufen.«
Vor diesem Hintergrund an steigende Kurse an der Börse zu glauben, wundert Marc Faber und erinnert an den Investor Leon Levy, der einst sagte: »Für die meisten Menschen besteht die gefährlichste Selbsttäuschung darin, dass selbst ein fallender Markt ihre schlau ausgewählten Aktien nicht beeinflussen wird.« Marc Faber erlaubt sich, den Satz an die Lage der vergangenen zwei Jahre anzupassen, in der so gut wie jede Anlageklasse durch eine Blase gegangen ist: »Für die meisten Anleger ist es eine Selbsttäuschung zu glauben, in einer weltweiten Wirtschaftskrise könne man die Kursrückgänge einer Anlageklasse mit einer Relative-Value-Strategie ausgleichen.«
MK