Der Bauernverband macht angesichts weltweit knapperen Getreides wegen des Ukraine-Krieges Druck für Produktionausweitungen auch in Deutschland. Präsident Joachim Rukwied sagte auf dem Bauerntag in Lübeck, Russland setze Lebensmittel als Waffe ein. Rukwied forderte eine vorübergehende Nutzung zusätzlicher Flächen, womit 1,4 Millionen Tonnen Weizen mehr erzeugt werden könnten – bei einer deutschen Erntemenge von insgesamt mehr als 40 Millionen Tonnen Getreide. Jede zusätzliche Tonne schwäche den Aggressor Russland, argumentierte der Bauernpräsident. Er erwarte von der Politik, dass sie das Instrument nutze.
Bundesagrarminister Cem Özdemir stellte in seiner Rede vorerst keine weiteren Flächen für einen Anbau auch mit Dünger in Aussicht. Özdemir hat unter anderem schon ermöglicht, dass ausnahmsweise Gras und Pflanzen von sogenannten ökologischen Vorrangflächen als Futter genutzt werden dürfen. Weitergehende Forderungen wies er erneut zurück. Er wolle die wertvollen Artenvielfaltsflächen erhalten und lehne daher eine Hochertragslandwirtschaft mit Düngern an diesen Standorten ab. Wegen ausfallender Exporte aus der Ukraine wird in einigen Staaten, wie zum Beispiel solcher in Afrika und Asien, mit einer knappen Versorgung gerechnet. Geringere Mengen haben Preise auf den internationalen Märkten hochgetrieben.
Özdemir kündigte an, dass die bisherigen Preissprünge kaum die letzten bleiben würden. Man müsse im Herbst und Winter mit Steigerungen rechnen, weil sich der Handel jetzt mit teurer Energie versorgen müsse und die Preissteigerungen an die Kunden weitergereicht würden.