Als »einen Fehler, für den ich auch persönlich verantwortlich bin« hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Entscheidung bezeichnet, die Isolationsregeln für COVID-19-Infizierte zu lockern. Ab dem 1. Mai hätten sich Betroffene dem ursprünglichen Beschluss zufolge nicht mehr isolieren müssen, auch im Arbeitskontext nicht. Eine solche Regelung besteht in dieser oder ähnlicher Weise in einigen Ländern Europas bereits; in Deutschland scheint sie nun aber für absehbare Zeit vom Tisch zu sein. Nach Angaben der Webseite seines Ministeriums hält Lauterbach eine lediglich auf Eigenverantwortung beruhende Isolation für »das psychologisch falsche Signal«, denn hierdurch entstehe der Eindruck, dass die Pandemie vorbei sei.
Lauterbachs Entscheidung, die Isolationspflicht beizubehalten, hat sowohl für Anerkennung als auch für Kritik gesorgt. Zuspruch kam der »tagesschau« zufolge vor allem von Patientenschützern. Demnach sagte der Vorstand der Stiftung Pateientenschutz Eugen Brysch der Nachrichtenagentur »Agency France-Presse« (AFP), es sei gut, dass der Gesundheitsminister diese Pflicht weiter aufrechterhalte. Auch Irene Mihalic, die parlamentarische Geschäftsführung der Grünen, hält Lauterbachs Umdenken für »anerkennenswert«.
Unter den kritischen Stimmen befindet sich unter anderem Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte, selbst SPD-Mitglied. Er sprach von einer »kommunikativen Fehlleistung erster Güte«. Auch Klaus Holteschek (CSU) fokussierte sich bei seiner Kritik an Lauterbach vor allem auf Art und Weise der Kommunikation. Lauterbach hatte in der am Abend des 5. April ausgestrahlten Talkshow »Markus Lanz« erklärt, er wolle die Lockerungen hinsichtlich der Isolation rückgängig machen.