Die für die Welternährung wichtigen Weizenausfuhren aus der Ukraine und Russland über das Schwarze Meer sind, nach Angaben des größten deutschen Agrarhändlers Baywa, weitgehend zum Erliegen gekommen. Das schreibt die Deutsche Presse-Agentur. Aus den Häfen der Ukraine werde derzeit null exportiert, nichts verlasse das Land, sagte demnach Jörg-Simon Immerz, Leiter des Getreidehandels bei dem Münchner Unternehmen. Auf der russischen Seite gebe es eine sehr eingeschränkte Exporttätigkeit.
Meldungen von einem drohenden Exportstopp für russisches Getreide hatten zuletzt für Aufsehen gesorgt; wir haben bei wirtschaft tv darüber berichtet. Gravierender sind laut Baywa aber die direkten Auswirkungen der russischen Invasion auf die Landwirtschaft in der Ukraine.
Russland ist weltweit einer der Hauptproduzenten von Weizen und relevant für die globale Versorgung. Das trifft aber auch auf die wesentlich kleinere Ukraine zu. Während Russland laut Baywa-Angaben an die 80 Millionen Tonnen Weizen produziert, exportiert das flächenmäßig größte Land der Erde davon rund 30 Millionen Tonnen. Die Ukraine exportiert etwa 20 bis 25 Millionen Tonnen. Relevant für den Handel seien vor allem die Exportmengen. Daher schaue der komplette Markt derzeit sehr viel stärker auf die Ukraine als auf Russland. Experten fragen sich insbesondere, ob und wie Landwirtschaft in der Ukraine in diesem Jahr unter Kriegsbedingungen überhaupt möglich sein wird. Denn der Weizen wurde im Herbst gesät und müsste jetzt gedüngt werden, der Mais ist noch nicht einmal gesät. Dass in der EU Weizen zur Mangelware wird, ist nach Baywa-Einschätzung allerdings nicht zu befürchten, da auch in der EU sehr viel mehr Weizen geerntet als verbraucht wird.