Die größte Bezahlplattform der Welt soll offenbar zerschlagen werden. Die chinesische Regierung greift weiterhin massiv in die Privatwirtschaft der Volksrepublik ein. Nach Alibaba, Tencent und E-Learning-Anbietern geht es jetzt dem Zahlungsdienstleister Alipay an den Kragen. Unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen berichtet die »Financial Times«, dass das chinesische Fintech-Unternehmen Ant Group erneut ins Visier der Behörden in Peking geraten sei. Demnach soll Alipay sein Kreditgeschäft abspalten und danach die Kundendaten an ein teilstaatliches Unternehmen aushändigen, das künftig die Kreditwürdigkeit von Kundinnen und Kunden ermitteln soll.
Auch andere Internet-Kreditanbieter seien von den scharfen Regulierungsmaßnahmen betroffen, heißt es weiter in dem Bericht. Mit mehr als 520 Millionen Nutzern und einem Marktanteil von über 50 Prozent im Onlinegeschäft ist Alipay bisher die mit Abstand größte Payment-Plattform weltweit. Im mobilen Sektor hat der Bezahldienst in China sogar einen Marktanteil von 80 Prozent.
Bereits seit einiger Zeit werden die Konzerne in China immer neuen Regelungen, Strafzahlungen und auch Einschüchterungen ausgesetzt. Der Ant Group untersagte die chinesische Regierung im vergangenen November den geplanten Börsengang. Das geschah kurz nachdem der Alibaba-Gründer Jack Ma öffentlich die Finanzregulierungsbehörden kritisiert hatte. Im April dieses Jahres wurde eine Rekordstrafe von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro gegen Alibaba wegen Ausnutzens seiner marktbeherrschenden Stellung verhängt.
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