Joseph Stiglitz ist Professor an der Columbia-Universität, Wirtschafts-Nobelpreisträger (2001), war bis 2000 Chefökonom der Weltbank. Jetzt macht sich der Finanzexperte Sorgen um die Eurozone und den Zusammenhalt der Mitgliedsstaaten.
„Mir macht die Geschwindigkeit Sorgen, mit der die Entscheidungen in Europa ablaufen“, sagte der US-Ökonom im Interview mit der „Welt“. „Die Politik einigt sich darauf, was getan werden muss, aber dann wird blockiert, getrödelt und sich Zeit gelassen.“ Nötig seien tiefgreifende Reformen wie die Schaffung einer Bankenunion oder einer gemeinsamen Einlagensicherung.
Er rechne aber nicht mehr damit, dass Europas Politik die wankende Währungsunion langfristig retten könne. „Es wird in zehn Jahren noch eine Eurozone geben, aber die Frage ist, wie sie aussehen wird. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie immer noch 19 Mitglieder haben wird.“
Deutschland habe sich etwa schon damit abgefunden, dass Griechenland die Eurozone verlassen werde. Nur durch die Auflösung der Gemeinschaftswährung oder deren Spaltung in einen Nord-Euro und einen Süd-Euro könne die lahmende Wirtschaft des Kontinents wieder in Schwung gebracht werden.
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