Zahlreiche deutsche Politiker bezeichnen Deutschland als Einwanderungsland. Kritiker der Einwanderungspolitik bezeichnen Deutschland als ein Einreiseland, in dem die Einreisenden selbst bestimmen, wann und aus welchem Grund und oftmals ohne jegliche Papiere eingereist wird. Im klassischen Einwanderungsland Australien ist dies undenkbar. Dort bestimmt einzig und allein der Staat, wer wann einreisen und schlussendlich einwandern darf. Illegale Einreisen sind auf Grund eines kompromisslosen Grenzschutzes unmöglich.
Melbourne: 5,3-Millionen-Metropole sicher und sauber
2005, als ich Australien verließ, hatte Melbourne 3,5 Millionen Einwohner. 2024 sind es bereits über 5,3 Millionen. Unzählige moderne Mehrfamilienhäuser und Wolkenkratzer sind in den letzten wie Pilze aus dem Boden geschossen. Im Vergleich zu deutschen Großstädten ist Melbourne jedoch nicht schmutziger und unsicherer geworden. Nein, es ist, anders als viele deutsche Großstädte, sauberer geworden und sicher geblieben. Melbourne hat es geschafft, seine Straßen, Fußgängerzonen und Parks unfassbar sauber zu bekommen. Selbst Zigarettenstummel (eine Packung Zigaretten kostet 50 Australische Dollar (AUD) knapp 31 Euro) sind kaum auf den Straßen zu finden. Regelmäßige Reinigung und Wartung, effiziente Müllabfuhrsysteme und umfassende Recyclingprogramme und äußerst strenge Anti-Littering-Gesetze in Kombination mit hohen Bußgeldern für das Wegwerfen von Abfällen haben dazu beigetragen, dass die öffentlichen Räume wie Parks, Straßen und Plätze der Stadt äußert sauber sind. 385 AUD (239 EUR) werden für ein kleines Stück Abfall fällig. Eine angezündete Zigarette oder brennender Abfall schlagen mit 769 AUD (477 EUR) zu Buche. Für Unternehmen sind es 1.923 AUD (1.193 EUR) für ein kleines Stück Abfall beziehungsweise 3.846 AUD (2.386 EUR) für eine angezündete Zigarette oder brennenden Abfall.
Starke Polizeipräsenz und Sicherheitsmaßnahmen, effektive Polizeiarbeit, Überwachungstechnologie sowie Gemeinschaftsprogramme und Initiativen, die die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Gemeinschaft fördern, haben das Sicherheitsgefühl der Bewohner gestärkt und eine Kultur der Wachsamkeit und Zusammenarbeit gefördert. Ferner müssen Ausländer, die Gesetze maßgeblich übertretenen das Land verlassen. Haftstrafen von über zwölf Monaten führen zur sofortigen Abschiebung. Aufenthaltsgenehmigungen können für Nicht-Australier selbst bei Kleindelikten entzogen werden.
Der Staat bestimmt, wer einreist
Trotz seiner Größe (Australien: 7,688 Millionen Quadratkilometer, 26,9 Millionen Einwohner; Deutschland: 357.592 Quadratkilometer, 83,8 Millionen Einwohner) sind offene Grenzen in Australien ein Fremdwort. Das Land steht für umfassende Grenzkontrollen und hat mit die härtesten Einreiseregeln und Einwanderungsbestimmungen weltweit. Diese Maßnahmen sind darauf ausgelegt, die Sicherheit des Landes und die Integrität der nationalen Grenzen zu gewährleisten, die nationale Souveränität zu schützen und die einheimische Bevölkerung vor potenziellen Bedrohungen von außen zu bewahren. Australien lehnt den UN-Migrationspakt ab. Das Land setzt auf eine gezielte Einwanderung und auf harte Abschieberegelungen.
Ohne Visum keine Einreise
Eine der grundlegendsten Regelungen ist die Visumspflicht. Unabhängig vom Herkunftsland müssen alle Reisenden, die nach Australien einreisen möchten, vor ihrer Ankunft ein Visum beantragen und erhalten. Kurzum: Ohne Visa (es gibt über 120 verschiedene Visa) kommt niemand ins Land. Bleibt selbst ein Tourist länger als erlaubt im Land, kann dies eine Inhaftierung und Abschiebung zur Folge haben.
Belastung des Gesundheitssystem unerwünscht
Australien legt großen Wert auf den Schutz der öffentlichen Gesundheit und der nationalen Sicherheit. Demgemäß müssen Reisende strenge Gesundheitskontrollen durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie keine ansteckenden Krankheiten ins Land bringen. Zu diesen Maßnahmen gehören Gesundheitsuntersuchungen: Bestimmte Visa-Kategorien erfordern eine ärztliche Untersuchung, um sicherzustellen, dass Antragsteller keine ernsthaften Gesundheitsprobleme haben, die die australische Bevölkerung gefährden könnten. Reisende, insbesondere Studenten und Arbeitsmigranten, müssen nachweisen, dass sie eine gültige Krankenversicherung haben, die ihre medizinischen Bedürfnisse während ihres Aufenthalts abdeckt. Wer nach Australien einwandern möchte, darf keine schweren Krankheiten haben. Im Verlauf des Visumsantrags muss eine medizinische Untersuchung durchgeführt werden. Per Definition zählen zu schweren Krankheiten alle Krankheiten, die das australische Gesundheitssystem finanziell langfristig belasten. Ob das australische Gesundheitssystem finanziell langfristig belastet wird, entscheidet ein Commonwealth Medical Officer.
Landessicherheit ist oberstes Gebot
Um die Sicherheit zu gewährleisten, sammelt Australien biometrische Daten wie Fingerabdrücke und Gesichtsscans von Visumantragstellern. Diese Daten werden mit internationalen Datenbanken abgeglichen, um Personen mit kriminellem Hintergrund (selbst Urlaubern, die in ihrem Leben eine mehr als zwölfmonatige Haftstrafe in ihrem Heimatland verbüßt haben, ist die Einreise nach Australien permanent untersagt. Dabei ist es egal, ob die Strafe auf Bewährung ausgesetzt war oder nicht) oder terroristischen Verbindungen zu identifizieren und ihre Einreise zu verhindern. Alle Visumantragsteller müssen umfassende Hintergrundüberprüfungen durchlaufen, die Informationen über ihre kriminelle Vergangenheit und Sicherheitsbedenken umfassen. Ferner werden alle Gepäckstücke bei der Einreise vom Zoll gründlich untersucht, Reisende müssen eine Zollerklärung ausfüllen, in der sie alle mitgeführten Gegenstände angeben. Zusammengefasst: Australien prüft, im Gegensatz zu Deutschland, sehr genau und weiß schlussendlich auch exakt, wer sich im Land aufhält. Dank dieser Maßnahmen gehört Australien zu einem der sichersten und stabilsten Länder der Welt.
Hauptbahnhof kein Kriminalitätshotspot
Während rund um deutsche Bahnhöfe die Kriminalität explodiert, ist beispielsweise Melbournes Hauptbahnhof Flinders Street Station, die Innenstadt und der öffentliche Nahverkehr (Tagesticket kostet circa sechs Euro) auch für Frauen zu später Stunde sicher. Im Gegensatz zu deutschen Innenstädten hat sich die Bevölkerungsstruktur, nicht nur um den Hauptbahnhof in Melbourne, kaum sichtbar verändert.
Illegale Einreise unmöglich
Während in Deutschland illegale Migration mit einem Bleiberecht oder sogar mit einem deutschen Pass dotiert werden kann, weht in Australien ein vollkommen anderer Wind. In Australien bestimmt einzig und allein der Staat wer einreisen darf und wer nicht. Das Land hat strenge Maßnahmen zur Kontrolle illegaler Einwanderung eingeführt, einschließlich Offshore-Verarbeitungszentren für Asylsuchende. Personen, die ohne gültiges Visum versuchen, auf dem Seeweg nach Australien zu gelangen, werden in Verarbeitungszentren auf Inseln wie Nauru oder Manus Island gebracht. Diese Politik soll illegale Einwanderung und gefährliche Überfahrten verhindern. Illegale Einwanderung wird nicht toleriert. Dem Department of Home Affairs zu Folge wird jeder, der versucht, mit einem Boot unerlaubt nach Australien einzureisen, an seinen Ausgangsort zurückgeschickt, in sein Heimatland zurückgebracht oder zur Bearbeitung in ein Drittland gebracht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Australien keine Flüchtlinge aufnimmt. Seit 1947 hat das Land über 958.000 Flüchtlingsvisa ausgestellt. Seit 2013 waren es allein 150.000.
66.530 Kilometer Seegrenze können in Australien gesichert werden
Den 27 EU-Ländern mit über 448 Millionen Einwohnern ist es offenkundig nicht möglich, eine Küstenline von 67.770 Kilometern zu sichern. Für das 26,12 Millionen Einwohner starke Australien und dessen Küstenwache stellt die Sicherung einer Küstenlänge von 66.530 Kilometern keinerlei Problem dar. Obwohl Papua-Neuguinea lediglich 150 Kilometer mit dem Schiff entfernt ist. Laut dem Department of Home Affairs hat Australien seit 2013 Australien jedes Boot abgefangen, das versucht hat, illegal einzureisen. Jedes Schiff wird genau beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit einer illegalen Einwanderung nach Australien ist gleich null.
»NO WAY« -Kampagne
2014 führte die australische Regierung die »No Way«-Kampagne ein, um potenzielle illegale Migranten davon abzuhalten, nach Australien zu kommen. Diese Kampagne zielte darauf ab, die Botschaft zu verbreiten, dass Menschen, die versuchen, ohne gültiges Visum auf dem Seeweg nach Australien zu gelangen, keine Chance auf eine Ansiedlung in Australien haben werden. Die Hauptbotschaft der Kampagne lautete: »No way. You will not make Australia home.«
Die »No Way«-Plakate und andere Informationsmaterialien der Kampagne wurden auf vielfältige Weise und an verschiedenen Orten verbreitet:
- Transitländer und Herkunftsländer
Die Plakate und Informationsmaterialien wurden in verschiedenen Transit- und Herkunftsländern verbreitet, aus denen viele der Bootsflüchtlinge ursprünglich stammten oder durch die sie auf ihrem Weg nach Australien reisten. Diese Länder umfassen unter anderem: Indonesien, da viele Bootsflüchtlinge von Indonesien aus die gefährliche Reise nach Australien antraten, war Indonesien ein wichtiger Ort für die Verbreitung der Kampagne. Auch aus Sri Lanka kamen viele Migranten, die versuchten, nach Australien zu gelangen. Selbiges gilt für Pakistan und Afghanistan. Diese Länder waren ebenfalls Ziel der Informationskampagne, um potenzielle Migranten abzuschrecken.
- Flüchtlingslager
Die Kampagne wurde auch in verschiedenen Flüchtlingslagern verbreitet, in denen sich viele Menschen aufhielten, die möglicherweise eine Reise nach Australien in Erwägung zogen.
- Internationale Medien
Die australische Regierung nutzte auch internationale Medienkanäle, um die Botschaft der »No Way«-Kampagne zu verbreiten. Dazu gehörten Fernsehspots und Radiowerbung die in mehreren Ländern ausgestrahlt wurden, sowie gedruckte Anzeigen in internationalen Zeitungen und Magazinen.
- Digitale Medien und Online-Plattformen
Regierungswebsites und speziell eingerichtete Seiten informierten über die strengen australischen Einwanderungsgesetze. Soziale Medien Plattformen wie Facebook, X (vormals Twitter) und YouTube wurden genutzt, um Videos und andere Inhalte zu teilen, die die Botschaft der Kampagne unterstrichen.
- Dokumentarfilme und Informationsveranstaltungen
In einigen Fällen wurden Dokumentarfilme und Informationsveranstaltungen organisiert, um potenzielle Migranten über die Risiken der illegalen Einwanderung und die australischen Gesetze zu informieren.
- Konsulate und Botschaften
Australische Konsulate und Botschaften spielten eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung der Kampagnenbotschaft. Hier wurden Informationsmaterialien verteilt und lokale Medienauftritte organisiert.
- Grenz- und Küstenwachen
Zusätzlich zu den Plakaten und Medienkampagnen wurden Boote der australischen Küstenwache mit Bannern und Beschilderungen ausgestattet, die dieselbe Botschaft übermittelten. Diese Schiffe patrouillierten häufig in Gewässern, die von Schmugglern und illegalen Migranten genutzt wurden.
Einwanderung qualifizierter Fachkräfte
Australien legt großen Wert auf die Einwanderung qualifizierter Fachkräfte nicht aber auf die Einwanderung von Unqualifizierten. Das Punktesystem, das 1989 eingeführt wurde, ist ein zentrales Element dieser Politik. Bewerber erhalten Punkte basierend auf Faktoren wie Alter, Berufserfahrung, Qualifikationen und Englischkenntnissen. Das Ziel ist es, Einwanderer zu gewinnen, die in Berufen arbeiten können, in denen in Australien ein Mangel besteht.
Einwanderung in das australische Sozialsystem ist unerwünscht!
In Deutschland haben laut Bundesagentur für Arbeit (BA) 62,8 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach Sozialgesetzbuch (SGB) II – früher Hartz IV, heute Bürgergeld genannt – einen Migrationshintergrund. In Australien stehen die Interessen des Landes und seiner Bürger im Fokus. Dementsprechend ist die Einwanderung in das Sozialsystem ausdrücklich nicht erwünscht.
Bewohner Australiens sind reicher
Die australische Wirtschaft über die vergangenen 20 Jahre ein nicht zu verkennendes Wachstum verzeichnet. Das BIP hat sich allein zwischen 2001 und 2012 mehr als vervierfacht. Im Jahr 2023 betrug das Bruttoinlandsprodukt rund 1.741 Mrd. USD (Deutschland 4,46 Mrd USD). Die Arbeitslosenrate beträgt gegenwärtig 3,9 Prozent (Deutschland 5,8 Prozent). Australiens Inflation erreichte Anfang 2024 einen Höchststand von knapp 8 Prozent. Nach 400 Basispunkten Zinserhöhungen seit Mai 2022 – von 0,1 Prozent auf 4,1 Prozent hat sich die Inflation bereits auf 6 Prozent verlangsamt. Die Wirtschaft schwächelt, dennoch ist eine Rezession unwahrscheinlich.
Das Durchschnittsgehalt in Australien beträgt 54.200 Euro (Deutschland 51.876 Euro). Bis circa 120.000 AUD (71.600 Euro) im Jahr werden 32 bis 35 Prozent Steuern fällig. Der Spitzensteuersatz liegt bei 45 Prozent und wird ab 180.000 AUD (107.389 Euro) im Jahr gezahlt. Strom kostete für Privathaushalte 2023 fast 50 Prozent weniger als in Deutschland. Der Benzinpreis liegt momentan bei knapp einem Euro pro Liter. Die Bewohner Australiens sind wesentlich reicher als Deutschlands Bewohner und der Reichtum ist gerechter verteilt. Das Vermögen pro erwachsener Person beträgt laut dem UBS Global Wealth Report in Australien 496.820 USD. In Deutschland sind es 256.180 USD. Das Medianvermögen (teilt man die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte, so ist das Medianvermögen der Wert, der exakt in der Mitte liegt.) pro erwachsener Person beträgt in Australien 247.450 USD in Deutschland 66.735 USD. Dies hängt auch damit zusammen, dass Australien die Einwanderung von unqualifizierten zumeist mittellosen Wirtschaftsflüchtlingen seit Jahrzehnen strikt verhindert. Erwünscht sind hingegen einerseits hochqualifizierte junge Menschen (bis 45 Jahre) und andererseits wohlhabende und gesunde ältere Menschen welchen, dank Investitionen im Millionenbereich in Australien ein sogenanntes Investor-Visum gewährt wird und somit eine Einwanderung ermöglicht.
Matthias Weik ist seit über zwei Jahrzehnten Experte für Exitstrategien. Im März 2023 ist sein sechster Bestseller »Die Abrechnung« erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist, Optimist sondern als Realist.
Beitragsbilder: Penguin Random House (Kay Blaschke), Depositphotos / yongtick