Als eines der ersten Länder weltweit öffnet sich Norwegen für den umstrittenen kommerziellen Abbau von Bodenschätzen in der Tiefsee. In Oslo gab jetzt eine Mehrheit im Parlament grünes Licht dafür, ein arktisches Gebiet auf dem norwegischen Kontinentalsockel für die Exploration und Gewinnung von Mineralien auf dem Meeresgrund freizugeben. Das Gebiet ist rund 281.000 Quadratkilometer groß, was etwa vier Fünfteln der Fläche Deutschlands entspricht. Vor dem Parlament protestierten Aktivisten und Umweltorganisationen gegen die Entscheidung. Die norwegische Minderheitsregierung des Sozialdemokraten Jonas Gahr Støre hatte sich im Dezember mit zwei Oppositionsparteien – der konservativen Partei Høyre und der rechtspopulistischen Fortschrittspartei – auf die Öffnung für den Tiefseebergbau verständigt.
Die Öl- und Gasnation Norwegen soll über große Vorkommen von Mineralien auf dem Meeresgrund verfügen, die zum Beispiel für Windkrafträder oder Batterien für Elektroautos benötigt werden. Sie werden als bedeutend für die Klimawende und zudem als strategisch wichtig betrachtet, damit sich die EU und ihre Partner in Zeiten internationaler Spannungen selbst damit versorgen können.
Die Regierung in Oslo hofft dabei auch auf neue Einnahmen. Kritiker und Umweltschützer warnen dagegen davor, dass der kommerzielle Abbau von Rohstoffen am Boden internationaler Meere Gefahren noch nicht absehbaren Ausmaßes für dortige Ökosysteme birgt. Gespräche zum Umgang mit dem Tiefseebergbau gingen im Sommer ohne verbindliche Entscheidungen zu Ende. Bei der Sitzung des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) vereinbarten die 36 Mitgliedstaaten lediglich das Ziel, im Jahr 2025 ein Regelwerk zu verabschieden.